Hallo Emil, wenn ich zur Stromerzeugung oder dem Strombedarf schreibe "Tendenz eher fallend", so spekuliere ich hier nicht oder meine nur, sondern beobachte die Tendenz in der Stromerzeugung der letzten 3 Jahre laut Statistik der deutschen Bundesregierung, also:
https://www.destatis.de/DE/Themen/B.../Erzeugung/Tabellen/bruttostromerzeugung.html Und ja, wenn alles mögliche jetzt auf Strom umgestellt wird, z.B. auch die Heiztechnik, chemische Prozesse, die Energie für die Hochöfen und auch für Bernds Aluhütten und so weiter, so werden wir mehr Strom benötigen in der Zukunft. Im Moment zeigt sich diese Tendenz nicht. Die Statistiken zeigen ja nur reale Trends. Über die Gründe kann man freilich lange diskutieren. Z.B. auch darüber, dass sich mehr und mehr Verbraucher - auch grosse Verbraucher - teilweise aus der öffentlichen Versorgung ausklinken und lieber Eigenversorgung betreiben. Meist aus eigenen Solaranlagen. Ich z.B. mache das im Moment und halbiere meinen Strombedarf aus dem Netz, und ich sehe diesen Trend auch bei vielen Landwirten, deren Anlagen ja Jahr für Jahr mehr aus der EEG Vergütung rausfallen. Und vor allem bei E-Auto Fahrern, die vielfach eigene Solaranlagen auf dem Dach oder so haben und so trotz erhöhtem Strombedarf weniger aus dem öffentlichen Netz nehmen. Sauerei eigentlich, das verfälscht nicht nur die Statistik, sondern untergräbt auch die Geschäftsmodelle der großen Energieversorger und der Netzbetreiber.
Und ja, alle Berechnungen gehen für eine ferne Zukunft von rund 50 oder 60 Millionen Elektro PKW mit je rund 3000 kWh p.a. an Energiebedarf aus. Scheint mir einigermaßen ok für rund 20 kWh/100km und rund 15.000 km p.a. im Durchschnitt. Wobei die 20 kWh/100km sicher von vielen unterboten wird. Der Energiebedarf könnte auch noch wegfallen, wenn die E-Autofahrer noch mehr als bisher eigene Solaranlagen für ihre E-Autos anschaffen.
Der systemische Fehler liegt aber darin, dass nicht gegengerechnet wird. Werden alle km elektrisch gefahren, entfällt der Strombedarf für die Ölförderung, den Transport, die Aufbereitung und die Vermarktung des Flüssigkraftstoffs. Jedenfalls für den Teil, den die Verbrenner PKW nun nicht mehr brauchen. Die Schätzungen gehen hier weit auseinander. Ich halte einen Bereich von 50 bis 100 Terrawattstunden p.a., die man dadurch gegenrechnen kann, für realistisch.
Und dass dann der Primärenergiebedarf von 500 bis 600 Terrawattstunden wegfällt im Ölbereich, wird auch gerne verschwiegen. Beim Solarstrom wird fast nie von Primärenergieertrag von der Sonne gesprochen, sondern fast immer von Nettoenergie aus den Photovoltaikanlagen, also von dem, was dann tatsächlich nutzbar ist.
Bleibt ein realer Mehrbedarf von 50 bis 100 Terrawattstunden p.a. für 100% PKW Elektromobilität. Und wir haben mindestens 20 Jahre Zeit für diese Umstellung, wahrscheinlich noch mehr.
Beim Vergleich der Flächen ging es mir um das Aufzeigen der Möglichkeiten und vor allem darum, zu zeigen, dass heute schon ein ungeheurer Flächenverbrauch für die konventionelle Energieerzeugung besteht. Wenn man die erwähnte Agro-PV dagegensetzen würde, hätte man mehrere große Vorteile: Die Fläche wird doppelt genutzt und ist für die Landwirtschaft nicht komplett verloren. Die Energie ließe sich praktisch bedarfsgerecht fast überall in Deutschland erzeugen, so dass sich eigentlich keine Leitungsprobleme mehr ergeben dürften. Und da es eh wärmer wird in Deutschland, könnte eine lockere Überdachung der Agro-Flächen ganz andere und neue landwirtschaftliche Konzepte ermöglichen.
Dabei bin ich beim Aufzeigen der Möglichkeiten und mit meinen Vorschlägen noch gar nicht mal so weit gegangen, dass ich alle Autobahnen und alle Bahntrassen mit Photovoltaik überdachen möchte. Aber reizen täte mich sowas schon. Jedenfalls mehr, als Strom aus der Sahara nach Deutschland zu leiten.
All das sind aber, jedenfalls für mich und viele hier, nur schöne Denkmodelle und Vorstellungen für Stammtisch-Diskussionen oder - wie Du es genannt hast - Gedankenspiele. In konkreten Entscheidungs- oder Planungsprozessen bin ich Ausstieg aus dem Berufsleben bereits 1997 schon lange nicht mehr. Trotzdem interessieren mich Projekte besonders in Afrika und der Sahel-Zone besondern, da ich ja beruflich 4 Jahren Ägypten und 6 Jahre Tanzania durchgemacht habe. Und weil ich bereits 1980 am Landesentwicklungsplan Enerneuerbare Energien in Kenia mitgearbeitet habe. Meine Teile waren Photovoltaik, Wind und Biogasnutzung. Aber das ist Geschichte, und damals ging es mehr oder weniger um kleinere Projekte, aber auch um Aufbau von know-how und Fertigung in Kenia.
Daher verfolge ich mit großem Interesse vor allem diese Projekte:
Solarpark Ouarzazate in Marokko mit rund 580 MW, über Solarwärme und jetzt viel Photovoltaik. Habe ich 2019 besucht.
Windpark Tarfaya im Süden Marokkos mit rund 300 MW, würde ich gerne nochmal hinfahren. Man sieht die Anlagen über google-maps.
Windpark Turkana im Norden Kenias mit rund 320 MW. Ich habe 1980 im Lake Turkana gebadet, und glaube nicht, dass ich da nochmal hinkomme. Das Wasser ist stark alkalisch, in der Bucht habe ich Nilpferde gesehen. Die zahlreich vorhandenen Krokodile konnte ich nicht sehen. Unser 3er Team waren die einzigen Hotelgäste. Die Gegend ist wüstenähnlich und sehr dünn besiedelt.
Bei allen drei Anlagen konnte ich keine Hinweise auf HGÜ Leitungen im Internet finden. Auch HGÜ hat mich früher interessiert, da ich 1975 die Anlage in Cabora Bassa in Mozambique besichtigen konnte. Von dort später gingen per HGÜ Leitung - die 1975 bereits fertig war - rund 2 GW über 3000 km nach Johannesburg in Südafrika. Der Gesamtbedarf von Mozambique wurde seinerzeit mit rund 250 MW angegeben und natürlich auch beliefert, allerdings über eine Drehstrom-Freileitung.
Und ja, bei meiner beruflichen und privaten Vorgeschichte betrachte ich fast nie die Energie in Deutschland alleine. Dazu bin ich - auch beruflich - viel zu viel rumgekommen. Vor 10 bis 15 Jahren sogar zu einigen Konferenzen in Abu Dhabi, Damaskus und Assuan, 2007 sogar nach Peking. Habe seinzeit Vorträge über solare Mobilität gehalten und natürlich auch eine Menge über die Sahara Konzepte gehört. In Peking ging es ausschließlich um Lithium Akkus.
Womit wir zum Speicherproblem kommen. Für Tage oder Wochen könnte es mit Akkus gehen. Um die Sommerenergie in den Wintermonaten nutzen zu können, habe ich noch nix einigermaßen tragbares gefunden. Hätte ich aber gerne. Mit Benzin und kleinem Motor-Generator würde es wohl gehen. Habe ich zwar, ist aber nur für den Notfall und nicht wirklich so mein Ding. Aber da suchen sie ja alle....
Mit solarmobilen Grüßen, Roland