Es mir neu neu, dass die Bahn sich ökologisch gegenüber einem E-Auto rechnet. Ich würde dazu gerne Zahlen sehen, wenn möglich mit Quellenangaben.
Ich ging hier der Einfachheit halber immer vom Durchschnitt aus (und produziere trotzdem regelmäßig sehr umfangreiche Posts).
Natürlich kann optimale Nutzung hier einen gravierenden Unterschied machen.
Im Durchschnitt (!!!) ist ein PKW mit 1,4 Personen besetzt und emittiert etwa 154g Treibhausgase je km.
Der ÖPNV hingegen "nur" zwischen 29 und 83g/km bei jeweils durchschnittlicher Auslastung.
www.umweltbundesamt.de
Hierbei ist zu beachten, dass auch ein E-Auto Emissionen verursacht. Zwar ist der Antrieb des PKW selbst hier idR. sehr sparsam, aber noch befindet sich auch Kohle, Öl und Gas im deutschen Strommix, was wiederum anteilig in die Betrachtung eingehen muss.
Strommix Deutschland: 65% Anteil Erneuerbarer Energien im 1. HJ 2024. Diagramme, Charts, Daten zur Stromerzeugung in Deutschland
strom-report.de
Dazu kommt noch der Rucksack an "grauer Energie", den jedes Fahrzeug durch die Herstellung mit bringt.
Hier wurde das so schön beschrieben, dass ich es zitiere, anstatt es selber zu formulieren:
Bei der Auswertung der Quellen, u.a. der Allianz Schiene, ergibt sich ein Patt zwischen Bahn, Fernbus und sparsamen Elektroauto. Umgerechnet auf eine Person und 100 km werden im Fernbus und in der Bahn zwischen 1,1 und 1,4 Liter Benzin verbraucht; bei dieser Betrachtung hat man die verschiedenen Energiearten (Strom und Diesel) zum besseren Vergleich auf "Benzinäquivalente" umgerechnet. Besser wäre es gewesen, auf Kilowattstunden umzurechnen, aber am Endergebnis ändert das nichts.
Damit das Elektroauto hier mithalten kann, sollte es ein sparsames Modell sein, z.B. Hyundai IONIQ oder Tesla Model 3, und auch nicht zu schnell gefahren werden, aber Werte unter 15 kWh sind mit diesen Modellen auf der Fernstrecke durchaus möglich. Mit steigendem Verbrauch wird der Unterschied zum Fernbus und vor allem der Bahn dann aber größer.
Aber der Energieverbrauch pro Person und Kilometer ist nur eine Seite der Medaille. Denn natürlich müssen alle Fahrzeuge hergestellt werden. Da mit dem Auto im Durchschnitt nur wenige Fernfahrten pro Jahr gemacht werden, spricht dies für die Bahn oder den Fernbus, da diese ja Tag für Tag auf solchen Strecken eingesetzt werden und immer viele Personen transportieren, auch wenn deren Herstellung im Vergleich zu einem (!) Auto natürlich viel größer ist. Vlt reicht also ein etwas kleineres Elektroauto für den Alltag und für die Urlaubsreisen dann Bahn und Bus? Spart Geld, schont Ressourcen und Energie, da das kleiner E-Auto Tag für Tag weniger Strom pro Kilometer benötigt, als eine Reiselimousine, deren Power man doch nur ein- oder zweimal pro Jahr benötigt.
Gegen den Bus spricht jedoch der Einsatz von fossilem Diesel und auch die Bahn nutzt noch lange Kohlestrom, z.B. aus dem umstrittenen Kraftwerk Datteln 4. Allerdings beträgt der Ökostromanteil der Bahn bereits 60% - es tut sich also was.
Hallo, doofe Frage, aber ist es umweltfreundlicher mit der Eisenbahn zu fahren, oder mit dem Elektroauto? Kann man das sagen? Hängt ja auch davon ab, wie viele Leute im Auto bzw. im Zug sitzen..
www.eon.de
Wie weiter oben beschrieben handelt es sich bei dieser Betrachtung um den DURCHSCHNITT.
Individuelle Entscheidungen KÖNNEN diese Betrachtung natürlich massiv beeinflussen.
Wird ein E-Auto beispielsweise nur mit Überschusstrom aus der hauseigenen PV geladen, entfällt der Emissionsanteil des Strommixes für dieses spezielle Fahrzeug (wobei dieser EE-Strom dann natürlich keinen Kohlestrom mehr aus dem Netz verdrängen kann, was also ggf. ein Streitthema werden könnte. Stichwort "Grenzstromproblem".)
Ebenso werden die Emissionen je Personen-km um so besser, je häufiger das E-Auto voll besetzt umher fährt.
Auch der Rucksack an grauer Energie kann schön gerechnet werden, wenn z.B. das E-Auto eine besonders hohe Kilometerleistung hat (dann wird die graue Energie je km natürlich immer weniger).
Die Bahn nutzt Ihr Equipment sehr lange. Rollendes Material (z.B. Züge) wird idR. 15-20 Jahre lang genutzt.
www.bundesfinanzministerium.de
Für die Ermittlung der Nutzungsdauern in der Kategorie âBahnanlageâ sowie der anderen Anlagen nutzen wir die amtlichen AfA-Tabellen, Urteile, Nutzerangaben und Herstellerangaben als Quelle.
www.waldlandwelt.de
Dagegen wird der Durchschnitts-PKW "nur" etwa 9,8 Jahre alt
Das durchschnittliche Alter der in Deutschland gemeldeten Pkw stieg auch im Jahr 2023 weiter.
de.statista.com
Die Betrachtung des ökologischen Fußabdrucks muss dem natürlich Rechnung tragen.
Für die bundesweite, sowie für die Betrachtung der weltweiten Umweltbilanz ist der Durchschnitt aller Nutzer die einzige wirkliche Argumentationsform, denn anhand verschiedener Rechenmodelle könnte anderenfalls auch belegt werden, dass mein 20jahre alter Diesel "besser" ist, als ein modernes E-Auto. (Es ist immer eine Frage der Grundannahmen sowie des Rechenmodells.)
Fazit:
In die Betrachtung des ökologischen Fußabdrucks eines Verkehrsmittel gehen viele verschiedene Faktoren ein.
Einige davon können individuell angepasst werden (z.B. durch intelligente/effiziente Nutzung/Auslegung).
Für die Argumentation hat sich die Betrachtung des Durchschnitts als probat heraus gestellt.
Im Durchschnitt ist die Bahn auch dem E-Auto idR. in Sachen ökologischer Fußabdruck überlegen.
Für das CityEL als besonders kleinem und leichtem E-"Auto" hatte ich das vor einiger Zeit mal im Detail betrachtet:
Hallo zusammen! Ich möchte in diesem Thread ermitteln, welchen "ökologischen Fußabdruck" ein EL üblicherweise hat. Zunächst einmal erscheint mir logisch, dass angesichts der kleinen und leichten Bauform sowie des dadurch geringen Energiebedarfs für die Fortbewegung das EL in Sachen...
elektroauto-forum.de