jepp, das sind multiple Probleme die faktisch existieren.
1.) Ladesituation an Autobahnen: Da sieht es innerhalb Deutschland eigentlich sehr gut aus. Da haben wir schon ein recht dichtes Netz an Hyperchargern / Superchargern und es wird hier ja permanent mit Hochdruck weiter ausgebaut. Warteschlangen hatte ich bisher noch nie, im Gegenteil, es waren immer deutlich mehr freie Ladepunkte verfügbar als Zapfsäulen.
Aber: das hängt sicher auch sehr von Strecke und Uhrzeit ab. An wichtigen Hauptverkehrs-Knotenpunkten und rund um die Ballungszentren dürften gerade zu Ferienzeiten schneller Engpässe entstehen als bei normalen Zapfsäulen.
Dazu sollte man nicht blindlinks irgendwo rausfahren sondern eine der vielen verfügbaren Ladeapps benutzen, die teilweise mittels Fahrprofil ermitteln, wo man am besten abfährt zum Laden und auch freie / belegte Ladepunkte mit einplanen. Das alles ist aber bissel frickelig und bestimmt nicht für jeden Renter zu handeln, der mal eben von seinem 190er Benz umsteigt auf E-Mobilität. Ich persönlich halte mich für sehr fit in technischen Spielereien, aber das was zZ noch ab geht beim Thema Ladeapps / Routenapps / Preisgestaltung / Bezahlarten - das ist zu viel und zu kompliziert und benutzerunfreundlich, das muss sich noch verbessern.
Aber mal die technischen Hürden und spezielle SToßzeiten ausgenommen ist die Ladesituation an den Autobahnen entlang äußerst entspannt und funktioniert besser, als im EU-Ausland
2.) Ladesituation innerstädtisch Ganz ehrlich: hätte ich eine Mietswohnung in einer Stadt, ich hätte ganz sicher auch kein E-Auto.
Aber hier tut sich ja auch in rasender Geschwindigkeit sehr viel.
- Ständig neue Ladestationen überall
- neue Ladeinfrastrukturanbieter schießen aus dem Boden und bedienen auch solche "Plattenbauten", die tendenziell zu wenig Profit für die großen Anbieter abwerfen da das falsche Klientel darin wohnt
- der bundesweite Fördertopf für Wallboxen wird immer und immer wieder neu aufgefüllt da sich in dem Punkt mal alle Parteien einig sind, dass das sinnvoll ist
- im Frühjahr dann die Gesetzesänderung, dass Gewerbe ab einer bestimmten Größe bei Neubau zwingend Kabelstrippen für Ladestationen auf den Parkplatz verlegen müssen, selbst wenn sie (noch) keine Ladestationen aufstellen
- die Technik entwickelt sich auch enorm schnell, aktuell hat sich gerade die Batteriespannung von 400V auf 800V verdoppelt -> theoretisch kann nun dieselbe Menge an Strom in der halben Zeit nachgeladen werden, s. Hyundai Ioniq 5 / Kia EV6 / Merzedes EQE
- einige Hybrid haben mittlerweile auch den schnellen CCS Anschluss für DC-Laden
- Städte gehen teilweise (noch sehr behutsam) gegen Verbrenner vor, die Elektrosäulen blockieren
Hier gibt es keine einfache, keine ganz schnell umzusetzende und auch keine pauschale Lösung. Das liegt aber zum Großteil daran, dass Deutschland brutal hinterher hinkt in der Elektromobilität, da wir die letzten Jahrzehnte allesamt gedacht haben "Boah, unsere VW, Merzedes und BMW-Motoren sind so geil, niemand kann uns das Wasser reichen und Musk ist nur ein Spinner aus diesem Internet"
Das rächt sich jetzt und Länder wie Schweden oder China haben währenddessen in jedem Parkhaus ganz selbstverständlich auch Ladepunkte an fast jedem Parkplatz
3.) abends den leeren Akku laden Auch wenn Selbstbau für die meisten Menschen ausscheidet so gibt es ja auch Kauflösungen. Tesla Powerwall z.B oder im Prinzip jeder PV-Speicher. Die sind nur eben noch viel zu teuer, als dass das wirtschaftlich sinnvoll wäre.
Um das Ganze dezentral zu lösen wäre es meiner persönlichen Meinung nach äußerst sinnvoll, ausgediente E-Auto Batteriepacks wieder zu verwenden als stationären Speicher. Die werden idR ausgemustert bei 80% Rest-Kapazität. Aber 80% von 60kWh ist noch immer eine ganze Menge für einen PV-Speicher und kann nach einem gründlichen Check noch jahrelang im Second Life weiter laufen, s. auch hier
-> Second Life oder Recycling? Wie eine neue Software gebrauchte E-Auto-Akkus bewertet und das passende Thema hier im Forum
-> Umfrage zur Kundenakzeptanz von aufbereiteten Elektroautobatterien Alternativ können solche ausgedienten Batterien auch zentral vom Netzbetreiber genutzt werden um nachts das Netz mit grünem Strom vom Tag zu stützern
-> Batterien: „Second Life“ im Stromnetz Beides aufwändiger und teurer, also irgendwo Kohle nachlegen, aber es ist möglich und zudem auch wirtschaftlich.
Was mir daran besonders gut gefällt: wir können schon jetzt 96% Anteil der LiIon Batterien recyceln. D.h. einmal aus Rohstoffen produziert können wir die Batterien immer und immer und immer wieder verwenden, ohne dass dabei weitere Rohstoffe benötigt werden, verloren gehen oder, wie beim Verbrenner, nunja, eben verbrannt werden,
s. auch
Volkswagen startet in Salzgitter seine Pilotanlage für Batterie-Recycling