Sinkt die Kapazität nicht bei kaltem Wetter? Besser wären Messungen im Sommer. Interessant ist aber auch, ob es im Jahresverlauf Schwankungen gibt.
Grüße Frank
Die Gesamtkapazität einer Batterie sinkt NICHT bei kaltem Wetter, allenfalls die
nutzbare Kapazität. Das ist eine der typisch deutschen Medienaussagen, die die Leute statt aufzuklären verunsichert. Bei kaltem Wetter kommt es zu einer Verlangsamung der chemischen Prozesse und dadurch steigt der Innenwiderstand der Zellen und sinkt die Strombelastbarkeit, dh. die Spannung fällt unter Last stärker ab. Messe ich also bei verschiedenen Temperaturen mit gleich hoher Last, wird im Winter die Ladeschlussspannung eher erreicht. Allerdings steigt die Spannung ohne Last sofort wieder an - der Akku hat ja noch Kapazität. Diese Last- und Temperaturabhängigkeit ist dabei bei Lithium schon sehr viel geringer ausgeprägt als bei Bleiakkus! Ich kann diese Restkapazität evtl. noch nutzen, wenn ich mit geringerer Last /Strom fahre, was aber praktisch nicht immer möglich ist, daher evtl. auch eine Teilerklärung für diese "Verallgemeinerung".
Fährt man im Winter mit vollem, kalten Akku los und eine längere Strecke, kann man sogar beobachten, wie sich die Zellen durch den Innenwiderstand selbst erwärmen und dadurch (trotz "verbratener Energie") wieder leistungsfähiger werden. Dann ist letztlich die entnehmbare Kapazität nicht viel geringer als im Sommer.
Viel wichtiger dürfte aber sein, dass in den Medien der (im Vergleich zum Verbrennerauto prozentual viel) größere Einfluss der winterlichen Nebenverbraucher (vor allem elektrische Heizung) auf die mitgeführte Energiemenge fehlinterpretiert wird!
Wenn in einem E-Auto eine 1-3kW-E-Heizung eine Stunde läuft, sind das schon 1-3kWh, also 10-20% weniger Energie der ca. 15-20kWh Akkukapazität, die dann zum Fahren vorhanden sind. Durch eine niedrige Geschwindigkeit und Kurzstrecken (Durchschnitt oft nur 30-50km/h, die Heizung läuft also länger (Gesamtfahrzeit >1h) und öfter auch mit hoher Leistung) sind das dann schon mal 20-40% weniger Reichweite ...
Wenn im Verbrennerauto im Winter die elektrischen Zuheizer und andere Spielereien aktiviert werden steigt der Verbrauch auch. Erst Recht, wenn (wie bei mir) die Mehrzahl der Fahrten Kurzstrecken sind, also sehr häufig die Kaltstartphase benötigt wird. Dann steigt der Verbrauch locker von 7l auf 10l/100km - die Reichweite verkürzt sich entsprechend. Nur nimmt dies keiner so deutlich wahr (man hat ja 550kWh onBoard!), dass man mit einer Tankfüllung nicht mehr 780, sondern nur noch 550km fahren kann ... Da spricht /schreibt dann keiner, der Sprit hätte im Winter weniger Energie!