Wer will hier ein Tourbericht von mir
Es war eine schöne zweitätige E-Fahrzeuge Tour durch den Schwarzwald, veranstaltet durch die ENCW, der Energieversorgung Calw.
Höhenprofil:
Der grobe Streckenverlauf war bekannt, so bin ich vorab am 1. Mai die Strecke mal mit dem Prius abgefahren und habe dabei die Route per GPS aufgezeichnet. In einer darauffolgenden Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen, mit der Erkenntnis dass die Kombination von 2000 Höhenmetern mit einer Tour-Strecke von über 100 km auch mit der A-Klasse E-Cell eng werden könnte, da die Nachladung nur per Schuko angekündigt war. Wir hatten dazu noch eine Anfahrt von 45 km zum Startpunkt.
Ladeinfrastruktur.
Meine Frage an die Tourleitung nach einem Typ 2 Stecker wie die E-Cell ihn braucht wurde verneint, es gäbe nur Schuko maximal Drehstrom. Was tun? "Chef ich nehme die Wall- Box mit!". Die einfachste Lösung hat gut funktioniert, ich habe die ohnehin steckbar angeschlossene Wallbox mit 22kW (3Ph 32A) Ladeleistung mitgenommen, dazu noch ein Drehstromverlängerungskabel gekauft und vorsichthalber das Mode 2 Anschlusskabel samt Schukoverlängerung auch noch eingepackt.
Anfahrt
Die Fahrt fühmorgens von Filderstadt nach Calw zum Startpunkt über 45 km lief prima. Am Startpunkt angekommen war der erste Blick nach den roten Dosen, die sich dank der sehr engagierten Unterstützung des ENCW Teams schnell gefunden haben in Form eines Bauverteilers. Ladung mit 6,6kW, so dass die Ladezeit fast nur der vorherigen Fahrzeit entsprach.
Start
Ich hatte das ganze Team, sprich Familie mit an Bord, was sehr hilfreich ist. Gestartet wurde im Minutentakt und gefahren nach Tourbuch ohne Navi. Es gilt bei der Tour ein Zeitfenster auf die Minute einzuhalten. An einigen wenigen Strecken musste man einen 60er Schnitt fahren, was Bummelei verbietet. An manchen Bergstrecke waren die Verbrennerfahrzeuge durchaus ein Hindernis.
Tourplan
Samstag, 5. Mai 2012
10:00 Uhr .................... Show-Start in Calw
10:20 Uhr .................... Oberreichenbach
11:00 Uhr .................... Zavelstein
11:30 Uhr ..................... Bad Teinach
12:10 Uhr ..................... Neuweiler
12:30 Uhr .................... Altensteig
12:50 Uhr .................... Erzgrube/Seewald
Die Tour hatte immer wieder kurzweilige Stoppunkte mit Verpflegung, kurzen Unterhaltungseinladungen.
An der Erzgrube gab es den Mittagshalt und eine Lademöglichkeit. Laut der ENCW war das Netz dort ziemlich schwach, so dass man eine Freileitung (Niederspannung) angezapft hatte und an drei Punkten im Netz angeschlossen hatte.
13:00 – 15:30 Uhr ......... Ausstellung der teilnehmenden Fahrzeuge/Segway-Parcours an der Erzgrube/Seewald
Selber konnte ich an der Erzgrube schnelladen. Meine ganzen Bedenken bzgl Reichweite waren umsonst, ich hatte noch 70% Restkapazität bis dahin und konnte fix auf 98% laden und meine Wallbox dann weiter geben. Ein "armer Tropf", so habe ich es empfunden, wurde mit einem geliehenen Vito E-Cell nur mit einem Typ 2 Ladekabel losgeschickt. Es fand sich dann an keiner Ladestelle ein passendes Gegenstück, so haben wir uns die ganze Tour über die Wallbox geteilt. Der Vito braucht die 2 bis 2,5 fache Energie der A-Klasse im Schwarzwald. Tourgeist ist, wenn man seine Wallbox teilt!
Die Teslafahrer haben nur sehr zögerlich mal geladen O-Ton " Die Blöße gebe ich mir nicht" ;-). Im Nachinein gesehen, hätte ich mir die Ladung dort auch schenken können, bin aber ein vorsichtiger Mensch. Ok, laden wird auch völlig überbewertet… Den Twizzy hat man dort per Abschleppwagen gegen einen geladenen ausgetauscht, auch eine Methode.
An der Erzgrube durfte/musste man auch Segway fahren, wertungsrelevant. Nach einem guten Mittagessen gings es weiter bis auf 800 Höhenmeter und das mit dem 60 er Schnitt (1min/km) und anschließend noch ein ganzes Stück abwärts. Mit den großen Fahrzeugen konnte man die Landstraßengeschwindigkeit ausreizen. Auch die 6 Teslas hatten Spass, wie ich auch.
15:40 Uhr .................... Enzklösterle
16:40 Uhr .................... Bad Wildbad
17:00 Uhr .................... Schömberg
17:10 Uhr ..................... Unterreichenbach
Die Tour hatte noch einige kurzweilige Haltepunkte, wie Schwarzwälder Kirschtorte und Kaffe in Enzklösterle.
Offizieller Zielpunkt war in Unterreichenbach. Während der ganzen Tagesetappe gab es noch allerhand Fragen zu beantworten, die mit den Orten an der Strecke zusammen hingen. Man tat gut daran unterwegs mal zu halten und ggf die Leute nach den Antworten zu fragen.
Nach dem Hotelbezug war freie Fahrt nach Bad Liebenzell, wo die Fahrzeug über Nacht geladen wurden. Der Vito kam in Bad Liebenzell mit 1% Restkazität an, ich mit 68%. Beide Fahrzeuge konnten wir im Lauf der Abendveranstaltung nacheinander auf 100 bzw 94% bringen, an dem Abend gingen über 40 kWh durch die Box.
Abendprogramm
Louis Palmer kam und hielt seinen Vortrag über seine Solartaxi und die Wave Touren. Seine Vorträge sind immer wieder erfrischend, er hat wirklich Visionen. Klein erschien uns unsere Leistung ein Stückchen durch die Heimat gefahren zu sein, vor einem der schon zweimal elektrisch um die Welt gefahren ist.
Mit Ende des Abendprogramms habe ich alle Ladetechnik eingepackt, die meisten anderen luden mit 3 kW durch die Nacht. Die ENCW hatte fürsorglich Steckerverbindungen und Elektranten mit Folie abklebt, der Platz wurde bewacht und wir fuhren per Bus ins Hotel.
Sonntag, 6. Mai 2012
Nach einem guten Frühstück Fahrzeugaufstellung im Kurpark in Bad Liebenzell. Ein schönes Bild die Fahrzeuge vor der Kulisse! Es gab noch gute Wünsche von Louis Palmer für uns auf die Tour. Es ist schon eine Ehre mit so jemand zu sprechen, der so konsequent seine Visionen verwirklicht hat und der so viele Menschen angesprochen hat.
10:00 Uhr .................... Show-Start in Bad Liebenzell
11:00 Uhr .................... Althengstett
11:20 Uhr ..................... Wildberg
11:30 Uhr ..................... Rotfelden
11:50 Uhr ..................... Nagold
Am zweiten Tag war die Tour weniger bergig und mit weniger Stationen, meine Kinder und meine Frau waren schon ein eingespieltes Team, jeder durfte mal ansagen wo es lang geht.
In Nagold war großer Stopp und Mittagshalt, Besichtigung der Landesgartenschau die sehr schön ist. Die Zeit war zu kurz für einen ausgedehnten Besuch, wir gehen nochmal hin.
Kurz habe ich nachgeladen, dann wieder die Box weiter gegeben. Die Techniker der ENCW waren nervös, als die Teslas Ihre Leitungen ausgepackt haben und die Zuleitung der Baustromverteiler bei einer Auslastung von 120% waren. Eine Umverteilung der Lasten brachte dann die Last wieder Richtung 100% in dem Fall rund 60-80 kW Gesamtladeleistung der 30 Fahrzeuge.
12:00 – 15:00 Uhr ......... Ausstellung der teilnehmenden
Fahrzeuge/Segway-Parcours in Nagold (Gerichtsplatz)
Die Rückfahrt nach Calw ging eben das Nagoldtal lang, tendenziell eher auch mit dem üblichen Verkehr angepaßter Geschwindigkeit zu fahren, bis zum Zielpunkt nach Calw.
15:00 Uhr .................... Abfahrt in Nagold
15:30 Uhr .................... Ankunft in Calw, beim Naturparkmarkt auf dem Marktplatz
Anschließend ................ Siegerehrung
Die Siegerehrung war kurz, erst etwas nass von oben, dann nass von vorne, nach der Sektdusche der Erstplatzierten, das Team vom Tüv Süd. Die genaue Platzierung auch von uns steht noch aus.
Einen Dank an das Team von der ENCW, die waren mit einem Riesen-Einsatz dabei. Es waren sehr viele Leute dort involviert und es hat hervorragend geklappt. Das Startgeld war für das Gebotene mehr als fair, hätte man gleich kommuniziert was geboten wird, wäre mir die Zahlung leichter gefallen. Alle waren begeistert und es sieht so aus als ob es nächstes Jahr eine Wiederholung gibt.
Einen Dank auch an meine Firma, die das Fahrzeug für die Werbetour für uns zur Verfügung gestellt hat, es wird bei uns als Poolauto genutzt.
Es gabe einige interessante Gespräche mit Bürgermeister, Stadtwerken und Mitarbeitern zum Aufbau, Einbindung und zur Nutzung der Tankstellen.
Es gab wieder nette Gespräche, bekannte und neue Gesichter und Tourgeist, wobei das reparieren nicht mehr so das Thema ist, wie an frühen Touren. Die Elektrofahrzeuge sind erwachsen geworden. Wenn jetzt noch eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur entsteht " Typ 2 Steckdosen in größerer Anzahl", dann steht den Wochenendausflügen in den Schwarzwald nichts mehr im Wege.
Bilder in der elweb Bilderdatenbank (für regstrierte Nutzer)
http://www.elweb.de/coppermine/thumbnails.php?album=270
Noch eine Erkenntnis zur A-Klasse. Die Fahrleistungen verführen natürlich zum flott fahren, wenn man aber wie schon früher sehr sparsam fährt, kann man erstaunliche Verbräuche erreichen. Trotz der großen Höhenunterschiede konnte ich auf der Tour einen Verbrauch von 16 kWh/100 km ab Batterie fahren. Die Kapazität reicht auch bei scharfer Fahrweise für 100 km, d.h. 1 km/ %. Mit etwas sanftem fahren auf der Landstraße sind 2km/% erreichbar, also 200 km Reichweite. Wenn man es mit Tempo 50-60 darauf anlegt kann man auch fast 2,5 km/% kommen, konnte das aber noch nicht eine längere Strecke ausprobieren. Ein tolles Fahrzeug, sollte nur etwas leichter sein.
Ralf Wagner