[quote Emil][quote Jens Schacherl]
Wenn Triple-E oder sonst ein Hersteller größere Stückzahlen Elektroautos verkaufen will, dann sollte er bezahlbare Fahrzeuge für 90% anbieten statt Nischenfahrzeuge für 10% der Kunden.
[/quote]
Ich halte ein Fahrzeug mit weniger als 100 km Reichweite bei Landstraßengeschwindigkeit allenfalls für 30 % der potentiellen Kunden interessant.[/quote]
Aber das wäre doch ein großartiger Wert für den Anfang!
Bei jährlich ca. 4 Mio. Neuzulassungen (2005) wären es selbst dann noch über 100.000 Elektroautos im Jahr, wenn von 30% Interessenten schließlich nur 10% eines kaufen würden.
Selbst alle deutschen (und polnischen ;-) ) Hersteller werden es in den nächsten Jahren auch gemeinsam nicht schaffen, so viele Elektroautos zu produzieren, selbst wenn sie wollten (was bei den deutschen Herstellern sicher nicht der Fall ist).
[quote Emil]
Eins das 200 km Reichweite bei Autobahngeschwindigkeit hat dagegen für 90 %.
[/quote]
Aber nicht, wenn es das Doppelte bis Dreifache kostet.
Meiner Meinung nach hat ein Auto für 10.000¤, das 80% aller Anforderungen erfüllen kann, wesentlich größere Marktchancen als eines für 30.000¤, das 95% erfüllen kann.
Denn für die fehlenden 5-20% braucht man immer noch einen Zweit- oder Mietwagen, und da kann man sich mit den gesparten 20.000¤ einiges leisten.
Ich verweise wieder mal auf die
praktischen Erfahrungen von ZAP in den USA, die ihre XXL-city-els
so schnell verkaufen, wie sie sie aus China heranschaffen können.
60km/h+40km Reichweite für $11000 verkauft sich also gut, aber 100km/h + 100km Reichweite für $30.000 auch noch
?
[quote Emil]
Einen Zweisitzer wie den SMART mit so einer schlechten Reichweite halte ich für noch weniger Leute interessant, vorallem wenn man auch noch ein altes ausgelutschtes Gebrauchtfahrzeug als Basis nimmt. Ich wüsste auch nicht dass hunderte an SMARTs mit Motorschaden zu 3.000 Euro verfügbar wären. Und ein Corsa ist schon wieder viel schwerer.[/quote]
Der Smart ist halt ein "Kult"auto und hat außerdem konstruktionsbedingt schon für Akkus Platz.
Nüchtern betrachtet lohnt sich der Sprit-Smart auch nicht, für das gleiche Geld bekommt man einen Viersitzer mit gleichem Realverbrauch.
Trotzdem wird er gekauft.
Wie man auf der Homepage von Triple-E lesen kann, wollen sie aber auch nicht ausschließlich den Smart umrüsten. Z.B. ist da links so eine Umfrage gleich auf der Startseite, wo man für seinen Wunschtyp stimmen kann.
[quote Emil]Basis muss ein leichter (deutlich weniger als 1.000 kg) und schon mit Benzinmotor sparsamer Viersitzer sein. Dieser hat dann auch alle Voraussetzungen mit beschränkter und teuerer Batteriekapazität möglichst weit fahren zu können.[/quote]
Da spricht nichts dagegen. Vorschläge außer dem C1/107/Aygo, die, weil zu neu, gebraucht noch zu teuer sind?
[quote Emil] Wenn ich eine tägliche Pendelstrecke von 50 km über Landstraßen und Autobahn habe[/quote]
Dieses "Wenn" trifft aber, wie schon gelegentlich erwähnt, auf unter 10% aller Pendler zu.
Würden sich diese wenigen Pendler wirklich ein Elektroauto kaufen, welches das Doppelte kostet aber nur 90% aller benötigten Strecken fahren kann, wie ihr aktuelles Verbrennerauto welches 100% ihrer Strecken fahren kann?
Oder sollte ein Hersteller besser den übrigen 90%-Nischenmarkt bedienen mit einem Elektroauto, welches ungefähr dasselbe kostet wie ein herkömmlicher Kleinwagen, aber "nur" 70-80% aller Strecken fahren kann?
Eine Alternative für die fehlenden Strecken-Prozente müssen nämlich beide Gruppen bezahlen, nur die 2. Gruppe ist nicht nur größer, sondern hat auch mehr Geld für die notwendigen Alternativen übrig.
[quote Emil]
Für diejenigen die täglich nur 10 km in der Stadt Kurzstrecke fahren lohnt sich so ein Fahrzeug sowieso nicht. Die Mehrkosten würden sich nie amortisieren. Die sind besser mit einem sparsamen herkömmlichen Kleinwagen bedient.[/quote]Es gibt keinen Kleinwagen, der bei solchen Kurzstrecken auch nur annähernd sparsam wäre, weder was Verbrauch noch Wartung betrifft.
Außer einem Elektro-Kleinwagen natürlich.
[quote Emil]
10.000 Euro Mehrkosten bedeutet dass jemand mit einem Kleinwagen der 5 l/100 km verbraucht wohl mindestens 20.000 km/Jahr fahren muss damit sich das amortisiert. Alleine von der Verzinsung mit 5 %, d.h. 500 Euro/Jahr könnte jemand 6000 km/Jahr fahren selbst wenn der Spritpreis bei 1,50 ¤/l läge. Damit sind aber die Mehrkosten noch nicht getilgt. Wenn man die 10.000 Euro auf 10 Jahre umlegt kommen jedes Jahr weitere 1.000 Euro für die Tilgung dazu.[/quote]
Solche Rechnereien gehen völlig an der Realität des Automarktes vorbei. Niemand, der seine Kosten so genau nachrechnet, kauft sich überhaupt einen Neuwagen, schon gar keinen mit Alufelgen, Ledersitzen, Schiebedach, Sitzheizung, ...
Außerdem geht die Rechnung davon aus, dass es Naturgesetze gibt die für alle Zeiten verhindern, dass Elektroautos billiger werden und Sprit wieder teurer wird. Solche Gesetze sind aber bislang unbekannt, und ich kann keine logische Begründung erkennen dass es sie überhaupt geben sollte.
Die Einführung einer neuen Technologie funktioniert nie so, dass sie sofort als Billigprodukt für den Massenmarkt verfügbar ist. Weiß noch jemand, was die ersten CD-Player, die ersten Walkmen, die ersten MP3-Player, die ersten LCD-Fernseher gekostet haben?
Und welchen Leistungsumfang sie gegenüber den modernen
und billigeren Geräten hatten?
Auch beim Elektroauto würde es so ablaufen:
1) die ersten Modelle sind relativ teuer, haben "nur" 100km Reichweite und kein Schiebedach ;-)
2) diejenigen, die sie sich leisten können und wollen, kaufen sie trotzdem (funktioniert schon bei Twike + city-el)
3) die Hersteller sehen, dass es Nachfrage gibt, produzieren mehr und entwickeln neue Modelle
4) sinkende Preise + mehr Features = steigende Nachfrage
5) goto 3)
Im Moment sind wir bei Schritt 0) : NIEMAND produziert und verkauft Elektroautos, weder mit 2 noch mit 4 Sitzen, weder mit 50 noch mit 150km Reichweite.
Und die Begründung dafür ist dann, dass nach nicht existenten Fahrzeugen nicht genügend Nachfrage bestehen würde, wenn es sie gäbe!?
Da haben aber die Prognosen jeder Handleserin vom Jahrmarkt deutlich mehr Substanz
.
[quote Emil]
Die meisten potentiellen Kunden werden an einem solchen Fahrzeug nur interesse haben wenn es sich für sie rechnet.[/quote]Wenn die meisten Kunden nur solche Fahrzeuge kaufen würden, die "sich rechnen", dann gäbe es Automarken wie Porsche, BMW und Daimler längst nicht mehr, und Allradfahrzeuge würden ausschließlich von Förstern gefahren.
Genausowenig gäbe es einen Zig-Millionen-Markt für Zubehör wie getönte Scheibenfolien, Tieferlegungssätze, Sportauspüffe, Heckspoiler, Chiptuning, usw. usf.
Die Kaufbegründung "Mein Auto soll geräuschlos fahren und keine keine Abgase ausstoßen." halte ich auch nicht für schlechter wie "Mein Auto soll endkrassgeilen Sound haben und garantiert in jedem Schlagloch steckenbleiben!" :rp:.
Also werden sich für beide Fahrzeugklassen auch Kunden finden.
Gruß Jens