Hallo Uwe,
Blei Vlies und Blei Gel sind unterschiedliche Typen:
Ein Gel ist eine Art Paste, die zwischen den Blei-Platten ist und in der die Säure fest gebunden ist. Die Patente und das Know-how lagen früher bei Sonnenschein, die diesen Typ daher jahrelang fast als einzige angeboten hatten. Einer der know-how Träger ging dann irgendwann zu BAE Berlin, die heute auch sehr gute Gel Akkus anbieten. Gel Akkus gibt es in verschiedenen Ausführungen, die Unterschiede liegen in der Größe und in der Säuremischung bzw. "Chemie". Spezielle "Solar-Akkus" sind so getrimmt, dass sie kleine Ströme gut mitmachen. Spezielle "Traktionsbatterien" - und diese interessieren uns im Fahrzeugbereich hauptsächlich - sind für die regelmäßigen hohen Fahrströme besser geeignet. Gel Akkus vertragen gelegentliche Tiefentladungen einigermassen, dürfen aber nicht überladen werden, da sie nicht richtig gasen können. Wenn sie gasen, verhindert ein Überdruckventil ein Platzen. Der Akku nimmt dann Schaden, weil er austrocknet.
Wenn GEL Akkus gut behandelt werden, können rund 600 Vollzyklen erwartet werden, bei Entladetiefe bis max. 20% Restkapazität (oder so). Gel Akkus haben übrigens die Eigenart, dass sie neu noch nicht die volle Kapazität haben. Diese wird nach etwa 100 bis 120 Zyklen erreicht und liegt rund 10 % über der Anfangkapazität. Sie werden also immer besser, jedenfalls eine Zeitlang. Danach geht die Kapazität langsam zurück.
Blei-Vlies Akkus binden die Säure in einem sehr feinen Glasvlies, der wie ein Schwamm wirkt. Auch sie sind gasdicht und dürfen nicht überladen werden (die Ladeschlussspannung darf also keinesfalls überschritten werden). Auch sie haben ein Überdruckventil, das Platzen verhindert. Bei Überladung können sie also "Abblasen", d.h. Flüssigkeit verlieren. Das schädigt den Akku dann dauerhaft.
Vlies Akkus sind eigentlich typische USV Akkus, also für Untersprechungsfreie Stromversorgungen, sprich Notstromanlagen, gebaut. Da müssen sie keine Zyklen machen, sondern nur wenige Male in ihrem ganzen "Akkuleben" die volle Kapazität liefern - dann aber typischerweise in 20 Minuten bis einer Stunde. Einige Vlies-Akkus wurden in der Vergangenheit auch für E-Autos angeboten. Hagen hat z.B. die rote 8060 oder so ähnlich, 12 Volt 60 Ah, für den Hotzenblitz und den ATW Ligier verkauft, allerdings mit katastrophalen Lebensdauerwerten. Sie hielten selten mehr als 5.000 km (auch bei mir!), was damals sicher zum Ableben dieser Fahrzeuge mit beigetragen hat.
Wenn Vlies-Akkus durch Überladen ausgetrocknet sind, kann man versuchen, sie durch Einspritzen von Wasser wieder zu beleben. Einigen soll das schon gelungen sein. Vorsicht, keine Metallspritzen oder so verwenden, nur PE-Plastik.
Vliesakkus machen typischerweise nur einige hundert Zyklen mit und sind daher eigentlich für Traktion nicht geeignet. Es scheint aber gut gebaute Typen zu geben, die es ganz gut machen, z.B. die Champion oder die SSB - gute Behandlung vorausgesetzt.
Für beide Akkus gilt also: Niemals überladen - und ich meine wirklich niemals!
Und nicht tief entladen (obwohl sie das einige Male offenbar klaglos überstehen).
Das Problem ist es, sie wirklich voll zu laden, denn die Ladeschlussspannung ist - wie mehrfach hier erwähnt - temperaturabhängig. Ein kaputter oder nicht angeschlossener Temperaturfühler kann hier schlimmes bewirken und zum vorzeitigen Ausfall beitragen.
Nicht voll geladene Akkus "verhungern" ebenfalls, und in einer Serienschaltung mehrerer Akkus kann das durchaus Probleme machen.
Und noch eine eigene Erfahrung: Zu kleine Ladeströme lassen insbesondere Vliesakkus total "verhungern". Die wollen ab und zu mal richtig kräftig geladen werden, mit Strömen durchaus im gleichen Bereich wie bei der Entladung - im City El sollte man also ab und zu mal mit 50 bis 80 A laden!! Achtung: gut auf Ladeschlussspannung überwachen. Die Akkus werden dann wieder richtig frisch.
Gruss, Roland Reichel
P.S. Fahre jetzt NiCd von Saft im Citroen AX. Die funktionieren besser, müssen aber auch richtig behandelt werden, z.B. ab und zu richtig tief entladen. Habe übrigens jetzt fast 40.000 km drauf.