Das Problem ist wohl, dass man eine Innovation nicht von Anfang an von einer Spinnerei unterscheiden kann. Und auch eine Spinnerei kann die nötige Inspiration für eine Innovation liefern. Das Problem mit der "Spinnerei" namens Segway ist wohl in erster Linie, dass man damit nichts machen kann, was nicht auch zu Fuß möglich wäre. Es sieht zwar "cool" aus, aber diese Coolness ist wohl kaum jemandem 3000 Euro wert. Das Problem mit der "Innovation" namens Leicht-Elektromobil (City-el, Twike, Sam etc.) ist ja leider auch, dass man damit nichts machen kann, was nicht auch mit einem "richtigen" Auto möglich wäre. Der geringe Abstand der Kosten zu denen eines Verbrenner-Fahrzeuges rechtfertigt keineswegs die massiven Nachteile (insbesondere Reichweite und Tankstellennetz), vom "Fahren ohne Reue" kann sich niemand was kaufen und bei 2500 E-Fahrzeugen in Deutschland in Relation zu 50 Millionen Verbrenner-Fahrzeugen (0,05 Promille Marktanteil) ist global betrachtet die Umweltschonung vernachlässigbar. Da bringt es schon mehr, den Benzinverbrauch durch eine speziell geschnörkelte Designer-Zündkerze um ein viertel Promille zu reduzieren (aber das ist ja nicht so Medienwirksam). Um auf lange Sicht einen merklichen positiven Effekt zu erzielen müsste man schon etwas weiter denken:
Zunächst einmal müssen die Anschaffungskosten für ein E-Mobil DEUTLICH (!!!) unter denen eines Verbrenner-Fahrzeuges liegen, denn nur so bringt man eine ausreichende Zahl von Leuten zum Umdenken. Wie beim SAM durch das Batterie-Leasing die Batteriekosten aus dem Neupreis herauszuhalten ist zwar schon ein guter Ansatz, aber mit bestenfalls ein paar Hundert Euro Abstand zum Smart ist das auch noch kein Durchbruch. Solange wir weiter daran festhalten, das JEDES Fahrzeug mindestens zwei Sitzplätze, möglichst über 200kg Zuladung haben und im normalen (Raser-)Strassenverkehr "mitschwimmen" können muss (80km/h+) wird sich daran auch nicht viel ändern ;-(. Überlegt doch mal, wieviel Prozent eurer Fahrten ihr mit einem Sitzplatz, 40km Reichweite und 65km/h Höchstgeschwindigkeit machen könntet (Aufwand je km etwa ein drittel geringer als beim SAM). Und überlegt dann mal, wieviel Prozent eurer Fahrten ihr auch mit dem SAM (2 Plätze, 60km, 85km/h) NICHT machen könntet. Da man ohnehin kein Fahrzeug mit vertretbarem Aufwand für 100 Prozent aller Mobilitätsbedürfnisse konstruieren kann und daher IMMER irgendeine Alternative (Zweitwagen, Mietwagen, Öffentl. Verkehrsmittel etc.) nötig sein wird, halte ich eine solche Konstruktion für sinnvoller als eine Akabine oder ein Carbike oder ähnliches. Ein entsprechend kleines Fahrzeug hätte auch noch weitere Vorteile. Das Beispiel mit dem Segway zeigt doch deutlich, dass sich das Mobilitätsbedürfnis geändert hat. Ein regenfestes Fahrzeug mit Autobahnzulassung das als Fahrrad oder Motorroller "getarnt" in der Fussgängerzone knöllchenfrei geparkt werden darf und das man auch mal in der S-Bahn mitnehmen kann ist doch allemal besser als Inline-Skates für akrobatisch veranlagte oder so komische Kinder-Roller, oder? ;-) Einen entsprechenden Entwurf habe ich vor einiger Zeit mal als "optimiertes Individualverkehrsmittel" ins Forum gestellt, aber das war den Leuten damals noch etwas zu trocken. Ich habe dem Ding jetzt einen Namen gegeben (Cyclon-E) und versuche nochmal die Diskussion anzufachen. Wenn das klappt, dann interessiert sich wohlmöglich irgendwann auch mal einer für mein "Zweipersonen-E-Wohnmobil" ;-)
SternFuchs