Nichts hält das Elektroauto auf, ein Gastkommentar in der Wiener Zeitung - Elektroauto Forum

Nichts hält das Elektroauto auf, ein Gastkommentar in der Wiener Zeitung

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Emil

Bekanntes Mitglied
04.04.2006
2.916
Da wird das Elektroauto sehr durch die rosarote Brille gesehen. :rolleyes:

Die E-Autos aus China, Korea, Japan und den USA setzen sich durch, ...

Die Zulassungszahlen belegen bisher das Gegenteil.

Ein E-Auto braucht neben Karosserie, Lenkung, Rädern und Inneneinrichtung nur ein bis vier Elektromotoren, eine auswechselbare Elektronikbaugruppe zum Betrieb, einen austauschbaren Akku und eine mechanische Feststellbremse; dazu eine elektrische Heizung/Klimaanlage.

Trotzdem ist das Elektroauto doppelt so teuer.

Eine Wartung ist nicht erforderlich, ...

Das ist schlicht falsch. Mit dem Elektroauto fährt man genauso alle 1-2 Jahre zum Service. Und wer glaubt die Wartung ist langfristig günstiger der hat die Rechnung ohne die Werkstätten gemacht. Die erhöhen einfach die Preise.

die Motoren haben keine Verschleißteile und halten länger als die Karosserie

Das mag zwar noch in den ersten Generationen so zu sein weil alle Komponenten mangels Erfahrung noch überdimensioniert sind. Aber mittel- und langfristig werden alle Komponenten aus Kostengründen so hin getrimmt werden dass ein Elektroauto auch nicht mehr km macht als heute ein typisches Verbrennerauto. Man könnte heute auch Verbrennerautos bauen die 1 Mio km fahren. Aber wer braucht das wenn kaum ein Auto bei 15000 km pro Jahr länger als 10-15 Jahre gefahren wird.

die Elektronik wird als Baugruppe mit einem Griff ersetzt

Das ist beim Verbrenner auch nicht anders.

der Akku ist je nach Technologie und Beanspruchung nach einigen Jahren zu tauschen und neben den Reifen das einzige Verschleißteil

Der Akku ist aber der Knackpunkt da er wohl noch lange Zeit die Kosten für ein Elektroauto dominieren wird. Ein kaputter Akku ist wie ein Totalschaden bei einem Verbrennungsmotor. Bei älteren Fahrzeugen kann das gleichzeitig der wirtschaftliche Totalschaden sein.

Was nicht vorhanden ist, muss weder gewartet noch repariert oder gar ersetzt werden und verschleißt nicht. Die Zuverlässigkeit eines E-Autos ist allein deswegen unvergleichlich höher als die jedes Verbrenners.

Wie schon geschrieben sind die Komponenten der Elektroautos heute noch nicht auf die gewünschte Ziellebensdauer hin optimiert, deshalb sind alle Kompnenten auch noch im Verhältnis viel teurer.

Der Kaufpreis von E-Autos wird erheblich niedriger sein als bei Verbrennern, vielleicht die Hälfte oder zwei Drittel wegen der Fixkosten.

Davon ist man noch meilenweit entfernt.

Die heutigen Preise beruhen darauf, dass der Akku etwa 40 Prozent der Wertschöpfung eines E-Autos ausmacht, und die Akkuhersteller in Ostasien sind natürlich nicht an niedrigen Preisen und damit billigen E-Autos der Konkurrenz interessiert.

Warum sollen sie in Zukunft an niedrigen Preisen interessiert sein?

Sie halten eine Vielzahl von Patenten und sind keinesfalls gezwungen ihre Produkte zu verschenken.

In den USA und Ostasien sind neue, billigere Akkus mit teils zehnfacher Kapazität und langer Lebensdauer in der Entwicklung.

Ich sehe keine solche Entwicklung. Und wenn die Autoakkus groß genug sind dann ist die Lebensdauer auch nicht das Problem, da weniger Zyklen für eine hohe Laufleistung nötig sind.

Und warum sollen Akkus normalerweise mehr als 200000 km halten wenn die Autos in der Regel dann sowieso verschrottet werden?

Neben den Reifen bestehen die Unterhaltskosten nur aus den auf die Laufleistung umgelegten Kosten für den Akkutausch.

Das ist eine Illusion. Die Hersteller werden die Elektroautos mit ihren Garantiebedingungen trotzdem regelmäßig in ihre Vertragswerkstätten zwingen. Und die Wartungskosten werden sich am Schluss nicht wesentlich von denen beim Verbrennerfahrzeug unterscheiden.

Die Lebensdauer von E-Autos ist mindestens doppelt so hoch wie jene von Verbrennern - gut für die Besitzer, schlecht für die jährlichen Absatzzahlen, die sich geschätzt halbieren werden.

Das ist und bleibt ein Trugschluss. Die Elektroautos werden genauso durch Einsparungen an allen möglichen Komponenten auf die typische Nutzungsdauer von Fahrzeugen hin getrimmt. Sehr wenige Leute wollen das gleiche Auto 20 Jahre lang fahren, weil einfach auch die komplette sichtbare Ausstattung verschleißt und altert. Dies betrifft nicht nur den Lack, sondern insbesondere auch Sitze, Innenverkleidung, Bedienelemente, usw. Auch die Elektronik altert sehr schnell und wird kaum älter als 10 Jahre, bevor man die Komponenten teuer tauschen muss.

Der Wirkungsgrad von Elektromotoren ist mehr als doppelt so hoch wie bei Verbrennungsmotoren, die Energiekosten betragen somit weniger als die Hälfte.

Es ist blauäugig zu glauben dass die Energiepreise für das betanken von Elektrofahrzeugen langfristig günstig bleiben werden. Der Staat muss die wegbrechenden Einnahmen aus den Steuern auf Treibstoffe irgendwie kompensieren. Bei den Biotreibstoffen hatte man auch einmal diesen Irrglauben bis diese genauso teuer gemacht wurden wie die Mineralölprodukte.

Ein E-Auto verbraucht im Stand, also an der Ampel und im Stau, keine Energie. Und etwa ein Drittel der Energie zum Beschleunigen wird beim Bremsen zurückgewonnen.

Das können Fahrzeuge mit Start/Stop Automatik oder Hybridfahrzeuge auch schon lange, und es ist deshalb kein Alleinstellungsmerkmal für reine Elektrofahrzeuge.

Die reinen wegeabhängigen Betriebskosten (Strom) sind nicht nur erheblich niedriger, sondern die Tatsache, dass E-Autos mit im Inland erzeugtem Strom betrieben werden, ist von größter volkswirtschaftlicher Bedeutung, weil die Öleinfuhr ebenso entfällt wie die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten und Abzocken in der Urlaubszeit.

Die wegeabhängigen Betriebskosten sind heute nicht wirklich günstiger als beim Verbrenner. Bei einem Auto das 6l/100 km Diesel verbraucht kostet das heute rund 5 Euro. Ein Elektroauto das 20 kWh/100 km verbraucht sind das auch 5 Euro. Wobei beim Elektroauto auch noch die Verschleißkosten des Akkus hinzu kommen.

Ob sich der Betrieb mit selbst erzeugtem Strom gegenüber der Einfuhr von Treibstoffen volkswirtschaftlich lohnt hängt auch davon ab in wie weit die Exporte in die Ölförderländer einbrechen werden. Denn wenn deren Einnahmen sinken dann können sie in D auch nicht mehr einkaufen. Die Auswirkungen sieht man ja heute wegen des gesunkenen Ölpreises schon deutlich.

Deutschland hat schon Strom an Nachbarländer nicht nur verschenkt, sondern es gab Zeiten, da musste man sogar draufzahlen, um Strom liefern zu dürfen.

Wir haben noch lange keinen wetterbedingten Stromüberschuss. Überschüsse entstehen deswegen weil bestimmte brennstoffbetriebene Kraftwerke ihre Leistung nicht drosseln (können), wenn eine hohe regenerative Erzeugung vorhanden ist. Dies Kraftwerke müssen erst Mal vom Netz und durch welche ersetzt werden die nur so viel Leistung ins Netz liefern dass der Verbrauch in D gedeckt ist.

Ein Stromexport unter den heutigen Bedingungen ist ein Betrug am nicht-privilegierten Letztverbraucher. Den für Exportstrom werden weder Netzdurchleitungskosten noch die anderen Steuern und Abgaben erhoben, die die deutschen Letztverbraucher zahlen müssen. Die nicht-priviligierten Letztverbraucher subventionieren damit die Stromexporteure. Würden Stromdurchleitungskosten und z.B. die EEG-Umlage auf den Exportstrom erhoben, dann wäre der Exportspuk schnell vorbei.

Allein sinnvoll sind Schnell-Ladesäulen neben den Benzin- und Diesel-Zapfsäulen an den bestehenden Tankstellen, deren Überleben damit gesichert ist. E-Autofahrer werden wie bisher zu ihrer Tankstelle zum Laden fahren, das nicht länger dauern wird als das Tanken bisher.

Das Tanken des Verbrenners geht heute bei 35l/min und einem Verbrauch von 6l/100 km mit ungefähr 500 km/min.

Um die gleiche Reichweite elektrisch zu laden wäre bei einem Verbrauch von 20 kWh/100 km eine Ladeleistung von etwa 20 kWh/100 km * 500 km/min * 60 min/h = 6000 kW nötig. Der Autor sollte wirklich eine Realitätscheck machen. In Realität wird man wohl beim Laden im Durchschnitt nicht wesentlich über 10 km/Minute hinaus kommen. Kein Mensch will zum Laden so lange an einer herkömmlichen Tankstelle stehen.

Das wesentliche Laden muss an einem Ort geschehen wo das Elektroauto lange ungenützt steht. Der Akku muss so groß sein dass man wie heute mit dem Verbrenner realistisch 500-1000 km Reichweite hat. Dann braucht man auch nicht so oft laden. Nur auf Langstreckenfahrten braucht man dann eine Schnellladestation.

die dafür erforderlichen Milliarden sollte man nicht den Autofirmen, sondern den Tankstellen zukommen lassen,

Nein, die Tankstellen sind für Elektroautos unbrauchbar, da die Ladung viel zu lange dauert und deshalb der Durchsatz an Fahrzeugen bei gleichem Platzangebot viel zu gering ist für den Betrieb.

Wenn Geld ausgegeben wird dann für die Ladeinfrastruktur an Parkplätzen von Wohngebäuden, Firmenparkplätzen, kurz überall dort wo Fahrzeuge in der Regel deutlich mehr als 1 h stehen. Diese Zeit reicht dann um mit realistischer Leistung zu laden.

Tesla macht es im Prinzip mit den Super Chargern und dem Destination Charging vor in welche Richtung es gehen sollte. Der Staat könnte z.B. für Firmenwagen zu jedem gekauften Elektroauto bis zu zwei 22 kW Destination Charger inklusive Installation fördern. Einer wird in der Firma installiert und einer Zuhause. Für Privatleute wird einer gefördert, auch bei Installation auf gemieteten Parkplätzen und Tiefgaragen.
 

BerndSchlueter

Neues Mitglied
16.12.2015
25
Emil, vergiss nicht, Österreich hat sehr viel Energie aus Wasser und dazu eine sehr lange Tradition in elektrischer Mobilität.Ohne jeglichen CO2-Ausstoß. Auch im gesamten Osten und in Italien, wo unter der KUK-Monarchie viele technische Hochschulen mit weltbekannten Abteilungen für Elektrizitätslehre gegründet wurden, findest Du die österreichische Tradition wieder. Nicola Tesla studierte in Graz, überall findest Du elektrische Straßenbahnen und Obusse und ebenso eine frühe Elektrifizierung der Eisenbahn.
Dass die Elektroautos noch nicht so sehr verbreitet sind, liegt vor allem daran, dass Elektroautos noch bis vor kurzem schlapp machten, wenn sie sich vergeblich abmühten, die schweren Bleiakkus auf die Berge zu schleppen. Das wird jetzt anders. Auch ist es oft kalt auf den Bergen. Das spüren auch heute noch manche Akkus.
 

Emil

Bekanntes Mitglied
04.04.2006
2.916
Emil, vergiss nicht, Österreich hat sehr viel Energie aus Wasser und dazu eine sehr lange Tradition in elektrischer Mobilität.Ohne jeglichen CO2-Ausstoß.

Die Österreicher haben den meisten grünen Strom an die deutschen Ökostromhändler verkauft. Die tanken deshalb Braunkohle- und Atomstrom aus D. :D
 

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