Hallo Peter,
das hört sich alles an, als ob es nichts zu verbessern gäbe bzw. als ob sich es nicht lohnt, etwas zu verbessern. Woher diese Resignation?
Ich bin davon überzeugt, das wir am Beginn einer Renaissance der Elektrofahrzeuge stehen! Warum: Auch die Automobilindustrie weiß, dass fossile Brennstoffe nur noch kurz- bis mittelfristig so billig verfügbar sind und stürzt sich jetzt auf die Brennstoffzelle. Ob das der richtige Weg ist, wird die Zukunft zeigen. "Abfallprodukt" dieser Entwicklung werden elektrische Maschinen sein, die sich für mobile Traktionsanwendung eignen (hohes Drehmoment, niedrige Drehzahlen und gutes Leistungsgewicht, hoher Wirkungsgrad). Solche Maschinen gibt es derzeit am Markt so gut wie garnicht (mit einigen, teuren Ausnahmen).
Der Hauptnachteil gegenüber den "Stinkern" (Reichweite und Geschwindigkeit) wird durch Entwicklungen aus anderen Bereichen gemildert. Die Batterietechnik hat sich wegen leistungshungriger Kleingeräte wie Notebooks stark verbessert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann endlich Lithiumsysteme auch für Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. (Die Zebra-Hochtemperaturbatterie ist eine weitere Option.)
Was die Marktsituation betrifft, glaube ich, dass es eine große Nachfrage nach Pendlerfahrzeugen gibt. Ich jedenfalls bin auf der Suche danach und habe für mich beschlossen, dass mein nächstes Auto elektrisch angetrieben wird (schon allein aus dem Grund, weil ich demnächst selber Strom produziere). Deshalb betrachte ich auch mit größter Freude die Neuigkeiten aus der Schweiz (SAM und TWIKE.ME). In Deutschland, der "Automobilerfindernation", ist man sich scheinbar zu Schade für derartige Innovationen. Bei den großen Automobilherstellern ist vermutlich auch deshalb kurzfristig nichts zu erwarten, weil sie einfach viel zu sehr auf Blech fixiert sind und das ist so einfach und schnell nicht zu ändern. Das bedeutet allerdings auch, dass Elektrofahrzeuge zunächst in teuren Kleinserien den Markt erreichen. Aber die Kostensituation wird sich durch steigende Betriebskosten von Autos mit Verbrennungsmaschinen zugunsten von effizienten Elektrofahrzeugen entwickeln.
Betrachtet man große Umbrüche in der Technikgeschichte, so geschehen Änderungen nicht, weil jemand eine geniale Idee hat, sondern weil das Umfeld und die Zeit dafür einfach reif für Änderungen war. Die technische Evolution gehorcht genau den gleichen Gesetzen wie die biologische. Es wird ständig durch Erfindungen, Innovationen, Kombinationen eine technische Variabilität oder Produktbandbreite produziert ("Genpool"), die unter dem Selektionsdruck des Marktes und der Kunden immer neue Arten hervor bringt. (Monopole sind hier sehr hinderlich.) Den Selektionsdruck sehe ich immer stärker in Richtung emissionsfreier, effizienter Fahrzeuge drängen. Wir stehen sicher noch am Anfang dieser Entwicklung, das sagte ich eingangs bereits, aber wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, dem sind die Zeichen der Zeit nicht entgangen. Dem Elektrofahrzeug gehört die Zukunft ... und das ist gut so!
Elektrische und hoffnungsvolle Grüße
Michael "R" Rieken