Hallo,
ich will ja niemandem zu nahe treten, aber der Beitrag von Emil entspricht exakt der Argumentation, wie sie gern veröffentlicht wird: Es werden Labor- oder Prüfstandmessungen verwendet, die zwangsläufig praxisfremd sind. Es wird immer dabei vergessen, dass Autos nicht auf Prüfständen fahren, sondern im Verkehr und auf öffentlichen Straßen.
Die wissenschaftliche Untersuchung, die ich in Erinnerung habe, vermeidet dies. Die Forschungsgruppe bekam Zugriff auf die gespeicherten Fahrdaten einer größeren Gruppe von Elektroautos, die ja - zumal in der Anfangszeit der Entwicklung - intensivstens mitprotokolliert und ausgewertet wurden. Es handelt sich somit um echte Fahrdaten im realen Alltagsverkehr von Fahrern, die gar nicht wußten, dass ihre Fahrten einmal in dieser Weise ausgewertet werden würden - was ja auch gar nicht das Ziel der Datenspeicherung war.
Wie die Verbrauchskurve von Kraftfahrzeugen aussieht, ist seit vielen Jahrzehnten bekannt: Von einem Minimum bei ziemlich genau 50 km/h steigt der Verbrauch mit höheren Geschwindigkeiten zunächst mäßig, dann stärker werdend an, während er zu niedrigen Geschwindigkeiten hin steil ansteigt und bei 30 km/h etwa den Wert wie bei 100 km/h erreicht. Möglicherweise war diese Kurve mit der Anlass für die Festlegung von 50 km/h als Innerorts-Geschwindig-keit.
Die Kurve galt natürlich nur für Verbrenner und wurde unter Laborbedingungen ermittelt. Erstaunlicherweise - auch für mich - ergab die neue Untersuchung für Elektroautos genau den gleichen Verlauf, obwohl Elektroautos bis zum Stand immer weniger verbrauchen, der Verbrauch von Verbrennern im Stand aber unendlich hoch ist.
Es zeigt sich eben, dass der Verbrauch sehr viel mehr vom realen Fahrbetrieb als den Prüfstandmeßwerten des Fahrzeugs abhängt. In Tempo-30-Zonen kann man eben nicht geichmäßig und sparsam dahinrollen, sondern muss ständig bremsen und beschleunigen, wegen Ampeln, Kreuzungen, an denen jemand von rechts kommen könnte, anderen - langsameren - Verkehrsteilnehmern usw.
Grüße
Lothar