Aber wenn du 20 Elektroautos mit 2,2 Kilowatt lädst, müsstest du dann nicht dieselben Lastspitzen wie bei 2 Elektroautos haben, die mit jeweils 22 Kilowatt laden?
Da liegst du leider falsch. Der Begriff Lastspitze bedeutet, dass über einen kurzen Zeitraum sehr viel Leistung abgefragt wird. Viele "kleine" Ladepunkte würden weniger Last über einen längeren Zeitraum abfordern und so keine Lastspitze sondern einen vergleichsweise langsamen Lastwechsel bedeuten.
Vergleich:
Auto wird voll am 22kW-Ladepunkt: von 22kW KLACK auf 0kW (anders rum natürlich genau so).
Auto wird voll am 2,2kW Ladepunkt: Die restliche Ladeleistung verringert sich nur um 2,2kW (ebenso wie beim "zustecken" einen weiteren PKW)
Der Gradient der Lastwechsel ist geringer. Um den Faktor 10.
Fahr mal Fahrrad und schalte statt einem gleich zehn Gänge, dann weißt du, was das für den Ortstrafo (und damit auch die Kraftwerke bzw. Regelanlagen) bedeutet.
Hat einen Grund, warum die Turbolader an Autobahnraststätten im Mittelspannungsnetz hängen. Da kommt man mit solch schnellen Lastwechseln besser klar. Da kostet alleine der Anschluss aber idR. auch 20.000+€, und sogar dort spielen viele Netzbetreiber mit dem Gedanken Vorgaben zur Nachrüstung von Pufferbatterien zur Glättung der Lastwechsel zu erlassen...
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Und ist es dann nicht sinnvoller, einen Ladepunkt zu haben, der mit angeschlossenem Lastmanagement auch mal etwas schneller laden kann, falls du in Eile bist?
Siehe oben.
Einzelne (!!!) Schnellladestationen machen durchaus Sinn - für genau diesen Anwendungsfall oder weite Reisen. Der Großteil der Ladeenergie sollte jedoch mit relativ wenig Leistung über längere Zeit "getankt" werden. Das schont die Akkus der Fahrzeuge und das Stromnetz.
Klar können dann nur 2 Personen gleichzeitig laden, aber mit 22kW können die Parkplätze auch schneller wieder freigegeben werden. Vor allem, wenn sich die Ladestation in unmittelbarer Nähe des Wohnorts befindet und ich nur eine Minute zu meinem aufgeladenen Auto benötige. Mit ein bisschen Koordination zwischen den Anwohnern kann ich dann auch die 20 Elektroautos mit einer Doppelladestation bewirtschaften…
Hast du schon mal in einem Wohnblock mit Gemeinschafts-Waschmaschine gewohnt?
Die Leute bekommen es nicht mal hin sich die Waschmaschinenbenutzung so ein zu teilen, dass das sinnvoll funktioniert! Da liegt die Wäsche oft stundenlang in der fertigen Maschine und blockiert das Gerät für alle Anderen. Selbes beim Wäschetrockner oder der Wäscheleine. Teilweise werden aus Frust dann die Maschinen zerstört oder die Wäsche achtlos heraus geworfen oder laufende Waschprogramme unterbrochen.
Wie soll da eine sinnvolle Kooridnation am Ladepunkt funktionieren - insbesondere, wenn rundum die Parkplätze knapp sind?
Wer an der Ladesäule steht und das Kabel verbunden hat, hat ja einen Parkplatz für die Nacht (und den Tag evtl auch gleich noch). Warum sollte derjenige seinen Wagen weg fahren?
Sorry, aber das ist schlicht Utopie und fern der Realität. Faktisch kann man mit einem Doppellader auf öffentlichem Grund bis zu 10 KFZ pro Tag sinnvoll "durchschleusen" (die stehen ja zwischendurch nicht Schlange und werden auch nach Ladeende nicht sofort weggefahren, aber auch selten von ganz leer auf ganz voll aufgeladen). Auf Privatgrund eher 2-3 pro Tag (keine Ordnungshüter, die Knöllchen verteilen bei Verstoß gegen die Parkdauer-Vorschrift).
Insbesondere nachts habe ich noch keinen gesehen, der aufsteht und seinen Wagen weg fährt, nur weil der fertig geladen hat. (Würde ich auch nicht machen.)
Dein Angebot lehnen wir dankend ab, aber nicht, weil wir nicht von unserem Konzept überzeugt sind.
Dachte ich mir.
Meine Meinung:
Schnelllader haben wir bereits weitgehend genug (einzelne Flecken mit zu geringer Abdeckung mag es geben), aber was wirklich sinnvoll wäre, wäre die Ausstattung von massenhaft (!!!) Parkplätzen mit geringer Ladeleistung - so dass man irgendwann langsam Strom nuckeln kann, wo immer man den Wagen gerade abstellt. Dann reichen auch 2,2kW Leistung für 95% aller Fahrten. (Die durchschnittliche Fahrtstrecke eines PKW beträgt ~30km/Tag. Bei durchschnittlich 20kWh/100km bedeutet das, dass 6,6kWh/Tag für das durchschnittliche Fahrverhalten ausreichen. Das entspricht etwa 3 Stunden an einer 2,2kW-Buchse. Wie lange arbeitest du so? Ich käme mit dem, was ich während einer Schicht nachtanken könnte mehrere Tage klar. Der Durchschnitts-PKW auch.
)
Wer batterieelektrische PKW tanken will wie Verbrenner hat das Prinzip E-Mobilität nicht verstanden.
Nachtrag: Richtig sinnvoll wäre auch die Ausrüstung von Ladeziegeln und persönlichen Ladepunkten statt Schuko (Dauerlastfähig bis 2,2kW) auf die blauen "Campingstecker" (Dauerlastfähig bis ca. 3,5kW); dazu deutlich robuster, verriegelbar, wetterfest und weniger Anfällig für Verschleiß an den Kontakten. Aktuell muss man Ladeziegel selber umrüsten. (Adapter von Campingstecker auf Schuko ist kein Problem - andersrum macht es keinen Sinn.)
Damit könnte die Leistung "kleiner" Ladepunkte deutlich gesteigert werden. Leider verbauen die Autohersteller trotzdem nur klassische Schuko-Stecker.