Hallo Christian.
Eine Sache fiel mir grad noch ein:
- Säure nachfüllen sollte man nur dann, wenn man garantiert weiss, dass Säure fehlt, denn:
Beim Entladen eines Bleiakkus wird die Säure zunehmends weniger, d.h. der Säurewert sinkt. Du hast mehr und mehr Wasser (z.B. Voll: 1,28 Dichtewert - entladen: weniger als 1,28)... Das ist soweit normal - und deswegen kann man bei einem "gut in Schuss" Akku durch das Messen der Dichte auch gut ablesen, ob der Akku voll ist oder nicht..
Ein Effekt, der jedoch bei Bleiakkus sehr schnell und oft vorkommt, ist jedoch das "Sulfatieren". Die Umwandlung in Bleisulfat ist der normale Vorgang, der beim Entladen so oder so passiert. Wird der Akku aber nicht richtig gepflegt, zu tief entladen, steht zu lange leer rum oder wird beim Einlagern nicht immer wieder neu aufgeladen, "verhärtet" sich das Bleisulfat oder die Kristalle werden so groß, bzw. lösen sich aus der aktiven Masse, dass man sie durch normales Aufladen nicht mehr zurückwandeln kann.
Jetzt ist in diesem "harten" Bleisulfat ein Teil der Säure gebunden.
Misst man also einen derart sulfatierten Akku, wirkt er rein vom Säurestand so, als ob er nicht "voll" wäre. Das Ladegerät und die gemessene Spannung und die mechanischen Anzeichen wie "Gasung" und "Wärme" vermelden aber: "Ne der Akku is doch voll"....
Jetzt könnte man auf die Idee kommen: "Hey, Akku voll, aber Däurewert zu gering - da fehlt doch Säure - also kipp ich mal nach..."
Das Problem ist jetzt aber: Diese Sulfatierung sollte man rückgängig machen (sofern es noch geht, manchmal ist es auch irreversibel)... Wie das genau geht ist wieder eine Wissenschaft für sich (ein bichen was dazu weiter unten): Jedenfalls wird durch das De-Sulfatieren aber der im Sulfat gebundene Säureanteil wieder frei. Dadurch steigt dann die Säure wieder an. Hat man jetzt fälschlicherweise Säure nachgefüllt, steigt der Dichtewert auf einen zu hohen Pegel an - das führt zur Schädigung der Platten.
Solange man also nicht gaaaanz sicher ist, dass dem Akku Säure fehlt (weil ausgelaufen oder abgepumpt) - immer erst mal nur Wasser nachfüllen.
Desulfatieren:
Macht man sich den Spass und schaut in google danach, wird man zu Lebzeiten nicht mehr fertig mit kontroversen Infos dazu, wie wo was... Meist werden auch pauschalaussagen getrtoffen, die schlicht völlig ignorieren, dass es nicht "den einen Bleiakku" gibt, sondern unterschiedlich aufgebaute Typen mit Vor- und Nachteilen..
Mein bisheriger Wissenstand dazu ist:
- "überladen" mit geringem Strom: Man nehme ein "dummes Ladegerät" oder ein Labornetzteil und lade mit geringer Amperezahl so lange, bis man um einiges über die oft von Ladegeräten angenommenen 14.4 Ladeendspannung kommt. Die verhärteten Bleikristalle werden so auch wieder zurückgewandelt. Nachteil: Je länger dieses Überladen dauert und je höher die Spannung und der Strom, desto mehr handelt man sich andere Defekte ein. Plattenkorrosion, Antimonvergiftung der Platten, etc.... Nicht umsonst gibt es woanders die Warnung, Bleiakkus nicht zu kochen (zu hohe Spannung und Strom) oder nicht dauerhaft zum Einlagern auf "supervoll" zu halten. Schielt man aber in sehr ausgiebige Handbücher zu industrieakkus, sind dort "Ausgleichsladungen" bzw. "Regenrartionsladungen" erwähnt, die z.B. so aussehen: "15 Stunden bei 1/10C mit erhöhtem Strom laden, zwei Stunden Ruhen lassen, 4 Stunden bis 2,4 Volt pro Zelle laden mit max 1/6 C - und Vorgang so lange wiederholen, bis Säurewert nicht ansteigt - bei mehr als 50°C einer Zelle Abbruch bzw. reduzierung..." ... oder so... So stehts z.B. bei Hoppecke OgiBloc Nasszellen für stationären Einsatz und 15 Jahren Lebensdauer ab Werk...
- Pulsen: Ob jetzt so was wie eine Resonanzfrequenz" der Kristale existiert (bzw. ob die relevant ist) - hm... skepsis... Die meisten "Desulfatierer" sind passive Bauteile, die im Prinzip Entladungspulse raushauen, also kurzzeitig den akku stark belasten für ein paar ms.. Ergo brauchen Sie auch keinen Strom, können das Bordnetz nicht nerven im KFZ und sind "plug&play", billig, einfach, idiotensicher... In wie weit die aber wirklich Sulfat wieder abbauen sollen erschliesst sich mir persönlich nicht so ganz - denn es wird ja entladen, also keine Energie hinzugefügt... Ich habe von solchen einige und so recht wollte keienr von denen irgendwas bewirken... Ob der Innenwiderstand eines Akkus damit wieder "reparierbar" ist - möglich... Starke Entladung dürfte eher zu feiner Kristallbildung führen als langsame - aber dann kann man auch einfach mal feste mit einer Startermesszange druff oder so.... Pulser, die hingegen Ladeimpulse erzeugen, scheinen mir schon eher sinnvoll zu sein. Persönlich habe ich "Megapulse" vom Tom con microcharge.de - übrigens eine meiner Meinung nach gute Quelle für Infos zu Bleiakkus - das Forum is super... Damit habe ich schon so manche Kapazität wieder zurückgeholt.. Vorteil davon gegenüber "überladen": Die negativen Effekte der Überladung halten sich so gut es geht in Grenzen bzw. sind nicht vorhanden... Nachteil: Es dauert eeeeewig.... Ein paar Solarakkus die einige Zeit rumstanden (immer mal wieder vollgeladen zwischendrin) mit 230 Ah brauchten nur ein paar Stunden um den Verlust durch rumstehen wieder wett zu machen - das waren also fitte, gesunde Akkus, die einfach nur ein bischen "gepennt" haben... Hingegen sind alte, stark sulfatierte Starterakkus erst nach wochen wieder halbwegs aufgewacht - teilweise dann aber erstaunlich gut wieder (sofern sie nicht schon anderweitig geschädigt waren - sind die Platten zerbröselt hilt alles nix mehr)..
Oh, viel Text... Was ich eigentlich ....
Keine Säure nachfüllen!!
Ach ja, noch ein tipp zum "Testen". Zwei Dinge sind interessant:
Ersteres ist eher bei einer Starterbatterie von Belang - gibt aber einen Hinweis darauf, wie gut der Akku noch mit hohen Strömen umgehen kann. Hohe Ströme beim Laden und in der Benutzung können schlappe Akkus hier auch wieder aufpeppeln.. Eine simple Startermesszange von ebay/Amazon und Co ist hier sehr hilfreich und kostet um 20 Euro oder so.
Kapazität: Ich hab schon Bleiakkus gesehen, die nur noch 50% des Originalen Startstroms brachten, aber fast volle kapazität. Bei Energiespeicheranwendungen ist das also wichtiger als bei Traktionsbetrieb oder Motorstarten... Oft wird beim "regenerieren" Kapazität erst nach ein paar Zyklen wieder gewonnen.. Es gilt zwar, die Akkus so gut es geht nicht leer zu laden - aber wenn man z.B. einen de-sulfatierungsdurchlauf hatte, schaden ein / zwei Zyklen nicht (mit geringem Strom entladen und dann mit gut wumms wieder voll machen (max. A - siehe Datenblatt)).
Schreibflasch...
Wie ist dennd er aktuelle Stand?