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Johannes
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Donnerstag 26. Juni 2003, 14:12 Uhr
Niederbayer baut ersten Stickstoff-Motor
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Deggendorf (dpa) - Unbegrenzte Mobilität ohne jegliche Umweltbelastung - das verspricht der niederbayerische Erfinder Heinrich Schmid. In Deggendorf präsentierte der 43-Jährige am Donnerstag den nach seinen Angaben ersten Stickstoff-Motor der Welt. Die neue Technik hat Schmid in ein Motorboot eingebaut, das Runden auf der Donau drehte.
Anders als bei Benzin- oder Dieselantrieben handelt es sich nicht um einen Verbrennungsmotor. Als Treibstoff verwendet Schmid flüssigen Stickstoff. «Das ist ein Abfallprodukt in der Industrie», sagt er. Hochvakuumbehälter werden mit dem minus 197 Grad kalten Stickstoff betankt. Durch die wärmere Umgebung verdampft die Flüssigkeit zu Gas. Dabei dehnt sich der Stickstoff um das Achthundertfache des früheren Volumens aus, wie Schmid erklärt. Die dabei frei gesetzte Energie werde wie bei einem Druckluftmotor zum Antrieb genutzt. «Das funktioniert auch im Winter bei einer Temperatur von minus 40 Grad draußen.»
Da Luft ohnehin zu 78 Prozent aus Stickstoff besteht, belastet der Motor dem Erfinder zufolge die Umwelt nicht mit Abgasen. Zunächst will Schmid die Technik für Boote anbieten. Da auf vielen Binnengewässern aus Naturschutzgründen keine Verbrennungsmotoren eingesetzt werden dürfen, hat der Niederbayer in diesem Bereich eine Marktlücke entdeckt. «Bei den Bootsherstellern gibt es jede Menge Interessenten.»
Experten geben allerdings zu bedenken, dass der Flüssig-Stickstoff erst hergestellt werden muss. «Ich muss die Energie vorher in den Stickstoff reinstecken», erklärt Klaus Zeilinger vom Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeuge der Technischen Universität München. Das Problem der Emissionen wird damit lediglich verlagert. Allerdings können zur Produktion erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wasserkraft oder Wind eingesetzt werden.
Im Unterschied zu Motoren-Erfinder Schmid sieht der Hersteller Linde AG den Flüssig-Stickstoff auch nicht als «Abfallprodukt» an. Dies sei ein in der Industrie benötigter Stoff, erklärt Thomas Achatz von Linde Gas in Höllriegelskreuth bei München, der etwa bei der Herstellung von Chips verwendet werde. Allerdings müsse Flüssig- Stickstoff nicht mit so großem Aufwand hergestellt werden wie etwa Flüssig-Wasserstoff. «Die Emissionen halten sich da in Grenzen.»
Schmid betont, dass auch die laufenden Kosten seines Stickstoff- Antriebs wesentlich geringer seien als bei herkömmlichen Motoren. Er hat dies für den 37-PS-Motor eines Kleinwagens ausgerechnet. Zwar brauche der Stickstoff-Motor drei Mal mehr Treibstoff für dieselbe Strecke, aber ein Liter Stickstoff sei mit gerade einmal fünf Cent wesentlich billiger. Für weniger als ein Euro könne solch ein Auto 100 Kilometer weit fahren, meint Schmid. «Bei einer Reichweite von maximal 300 Kilometern muss man nur häufiger zum Tanken.»
Seit 1999 arbeitet Schmid an dem Konzept. Mittlerweile hat der frühere Fachlehrer seine Beamtenlaufbahn aufgegeben und in Deggendorf eine Firma mit 17 Mitarbeitern gegründet. Sitz der N-GINE Corporation sind jedoch die USA, da Schmid noch in diesem Jahr dort an die Börse gehen will. Eine Anschubfinanzierung über eine Million Euro haben zunächst Privatanleger über einen Investmentfonds sichergestellt.
Der Erfinder setzt nun unter anderem auf den derzeit berühmtesten Rennfahrer der Welt: Für das Michael-Schumacher-Kart-Center in dessen Heimatstadt Kerpen baut N-GINE in den kommenden Monaten zunächst fünf Kart-Modelle mit Stickstoff-Antrieb.
Herstellerfirma N-GINE: http://www.n-gine.ag
Niederbayer baut ersten Stickstoff-Motor
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Deggendorf (dpa) - Unbegrenzte Mobilität ohne jegliche Umweltbelastung - das verspricht der niederbayerische Erfinder Heinrich Schmid. In Deggendorf präsentierte der 43-Jährige am Donnerstag den nach seinen Angaben ersten Stickstoff-Motor der Welt. Die neue Technik hat Schmid in ein Motorboot eingebaut, das Runden auf der Donau drehte.
Anders als bei Benzin- oder Dieselantrieben handelt es sich nicht um einen Verbrennungsmotor. Als Treibstoff verwendet Schmid flüssigen Stickstoff. «Das ist ein Abfallprodukt in der Industrie», sagt er. Hochvakuumbehälter werden mit dem minus 197 Grad kalten Stickstoff betankt. Durch die wärmere Umgebung verdampft die Flüssigkeit zu Gas. Dabei dehnt sich der Stickstoff um das Achthundertfache des früheren Volumens aus, wie Schmid erklärt. Die dabei frei gesetzte Energie werde wie bei einem Druckluftmotor zum Antrieb genutzt. «Das funktioniert auch im Winter bei einer Temperatur von minus 40 Grad draußen.»
Da Luft ohnehin zu 78 Prozent aus Stickstoff besteht, belastet der Motor dem Erfinder zufolge die Umwelt nicht mit Abgasen. Zunächst will Schmid die Technik für Boote anbieten. Da auf vielen Binnengewässern aus Naturschutzgründen keine Verbrennungsmotoren eingesetzt werden dürfen, hat der Niederbayer in diesem Bereich eine Marktlücke entdeckt. «Bei den Bootsherstellern gibt es jede Menge Interessenten.»
Experten geben allerdings zu bedenken, dass der Flüssig-Stickstoff erst hergestellt werden muss. «Ich muss die Energie vorher in den Stickstoff reinstecken», erklärt Klaus Zeilinger vom Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeuge der Technischen Universität München. Das Problem der Emissionen wird damit lediglich verlagert. Allerdings können zur Produktion erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wasserkraft oder Wind eingesetzt werden.
Im Unterschied zu Motoren-Erfinder Schmid sieht der Hersteller Linde AG den Flüssig-Stickstoff auch nicht als «Abfallprodukt» an. Dies sei ein in der Industrie benötigter Stoff, erklärt Thomas Achatz von Linde Gas in Höllriegelskreuth bei München, der etwa bei der Herstellung von Chips verwendet werde. Allerdings müsse Flüssig- Stickstoff nicht mit so großem Aufwand hergestellt werden wie etwa Flüssig-Wasserstoff. «Die Emissionen halten sich da in Grenzen.»
Schmid betont, dass auch die laufenden Kosten seines Stickstoff- Antriebs wesentlich geringer seien als bei herkömmlichen Motoren. Er hat dies für den 37-PS-Motor eines Kleinwagens ausgerechnet. Zwar brauche der Stickstoff-Motor drei Mal mehr Treibstoff für dieselbe Strecke, aber ein Liter Stickstoff sei mit gerade einmal fünf Cent wesentlich billiger. Für weniger als ein Euro könne solch ein Auto 100 Kilometer weit fahren, meint Schmid. «Bei einer Reichweite von maximal 300 Kilometern muss man nur häufiger zum Tanken.»
Seit 1999 arbeitet Schmid an dem Konzept. Mittlerweile hat der frühere Fachlehrer seine Beamtenlaufbahn aufgegeben und in Deggendorf eine Firma mit 17 Mitarbeitern gegründet. Sitz der N-GINE Corporation sind jedoch die USA, da Schmid noch in diesem Jahr dort an die Börse gehen will. Eine Anschubfinanzierung über eine Million Euro haben zunächst Privatanleger über einen Investmentfonds sichergestellt.
Der Erfinder setzt nun unter anderem auf den derzeit berühmtesten Rennfahrer der Welt: Für das Michael-Schumacher-Kart-Center in dessen Heimatstadt Kerpen baut N-GINE in den kommenden Monaten zunächst fünf Kart-Modelle mit Stickstoff-Antrieb.
Herstellerfirma N-GINE: http://www.n-gine.ag