Hallo zusammen!
Ich möchte hier einmal versuchen die Geschichte Evercel aus unserer Sicht zusammenzufassen. Vor ca. 2 1/2 Jahren haben wir die ersten Berichte über NiZn gelesen und Kontakt zur Firma Evercel (USA) aufgebaut. Bereits damals wurde mir mitgeteilt, dass man in Europa Herrn van Walraven als Ansprechpartner sieht. Da Herr van Walraven mir damals wie heute einen sehr guten Eindruck gemacht hat, haben wir beschlossen ihn in der Sache zu unterstützen.
Vor knapp 2 Jahren bekamen wir die ersten Testmuster M40 (4 Stück) und haben diese ein gutes halbes Jahr mit über 100 Zyklen gequält: CityEl, hügelliges Gelände, 30 km pro Zyklus, teilweise ohne Strombegrenzung, Entladeschlussspannung < 7 Volt. Bis zum Schluss waren keine Leistungseinbußen feststellbar. Jede Bleibatterie vergleichbarer Kapazität (33 Ah) hätte nach spätestens 20 solcher Zyklen die Flügel gestreckt. Unsere Erkenntnis aus diesem ersten Test war, dass die Technologie prinzipiell sehr gut für e-mobile geeignet ist.
Vor gut einem Jahr trafen dann die ersten für das CityEl gedachten Batterien mit 8 Zellen (MB100-12-8) ein. Diese wurden zunächst nur in unser Vorführfahrzeug und bei einigen besonderen Kunden zum Test eingebaut, da ich keiner Batterie traue, die ich nicht selber getestet habe, zumal diese Blöcke nicht mehr aus amerkanischer sondern aus chinesischer Produktion stammten. Unsere Vorsicht hat sich sehr bald als berechtigt heraus gestellt. Wir mussten feststellen, dass einzelne Zellen zu Feinschlüssen neigen. Ein Wechsel der betroffenen 6 Volt Teilblöcke brachte aber nur bedingt Verbesserung. Durch die defekten Zellen wurden die übrigen Blöcke naturgemäß überladen, was einen Elektrolytverlust zur Folge hatte. Hier zeigte sich aber, dass durch Nachfüllen mit Wasser, dieser Elektrolytverlust ausgeglichen werden konnten und nach einigen Zyklen die Kapazität wieder zurückkehrte.
Bei Sätzen, die von Anfang an ohne Zellschlüsse waren, setzte der Kapazitätsverlust wesentlich später ein, hatte aber den gleichen Grund, nämlich ein zu geringer Elektrolytvorrat und konnte mit der gleichen Maßnahme beseitigt werden.
Beide Probleme, Zellschlüsse und Elektrolytmangel sollen inzwischen behoben sein, zum einen durch Kontrolle der Blöcke vor der Auslieferung (Zellschlüsse) zum anderen durch eine größere Elektrolytmenge bei der Produktion, so dass wir heute soweit wären, Batterien auch an Endverbraucher zu liefern. Leider herrscht aber zur Zeit ein Lieferstopp.
Herr van Walraven wollte die ersten Blöcke nicht an normale Endverbraucher ausliefern, sondern nur für einen größeren Feldtest einsetzen. Jedoch wissen wir alle, dass wir uns an jeden Strohhalm in Sachen Batterien klammern und viele haben ihn auch entsprechend bedrängt. Leider konnte er nicht erkennen, wer nur einfach bessere Batterien haben wollte, und wer als Fachmann bei Problemen an deren Lösung mitwirken kann. Es war ganz sicher nicht seine Absicht, ein unreifes Produkt auf den Markt zu bringen!
Politisch sieht es so aus, dass hier drei Parteien eine Rolle spielen. Erstens, die Amerikaner, die das know how und die Patente haben. Zweitens die Chinesen, die die kostengünstigen Produktionsstätten besitzen, denen es aber moralisch eine Ehre ist, "Langnasen" (Europäer und Amerikaner) hinters Licht zu führen. Drittens Herr van Walraven, der sich ehrlich bemüht, gute und günstige Batterien nach Europa zu bringen, einen Markt, der weder von den Amerikanern noch von den Chinesen ernst genommen wird.
Uns bleibt im Moment nur zu hoffen, dass die Produktion mit NiZn weitergeht, da es zur Zeit die beste Technologie für CityEls ist. Das erste Fahrzeug hat bereits weit über 14.000 km im hügeligen Gelände zurückgelegt, doppelt so weit, wie bisher jeder Satz Blei im gleichen Fahrzeug.
Diejenigen, die zur Zeit Probleme mit ihren MB100 haben, sollten versuchen Wasser aufzufüllen und zwar über die Überdruckventile. Diese sind mit einem Plastikdeckel abgedeckt, der aber nur ganz leicht aufgeklebt ist. wenn man aus den Ventilen die Gummistopfen mit eine Spitzzange herauszieht, kann man mit einer Kanüle Wasser (100 ml pro Zelle, nicht mehr) auffüllen. Anschließend die Gummistopfen wieder hineindrücken. Gegen Zellschlüsse hilft dies zwar nicht, aber man kann unter dem Plastikdeckel an die einzelnen Zellverbinder herankommen und defekte Zellen heraus messen und gegebenfalls auch überbrücken. Dann muss aber die Ladekennlinie angepasst werden.
Bis zum Januar hoffen wir mehr zu erfahren, wie es mit NiZn weitergeht.
Sonnige Grüße
Bernd Kürten