Der Memoryeffekt bei Bleibatterien bedeutet nur, dass sich die Batterien an die letzten Lade- und Entladezyklen "erinnern", das hat nur wenig mit dem Memoryeffekt von NiCd-Zellen zu tun (gilt auch hier nur für geschlossene Zellen).
Der Memoryeffekt bei Bleibatterien wird durch das sogenannte Kugelhaufenmodell beschrieben (Aglomerate of Spheres, AOS). Hintergrund ist, dass im E-Mobileinsatz die Batterien in 1 Stunde bis 30 min also mit C1 bis 2 x C1 entladen werden, d. h. mit etwa 10 mal höheren Strömen als spezifiziert (5 Stunden = C5). Die Folge ist, dass sich die Bleikügelchen der aktiven positiven Masse nicht mehr nur an der Oberfläche entladen also zu isolierendem Bleisulfat werden, sondern auch an der Verbindungsfläche zur benachbarten Bleikugel. Die Folge ist, dass die Verbindung immer hochohmiger wird und mechanisch instabiler. Für die normalerweise niedrigen Aufladeströme reicht die Verbindung immer noch aus. Die Eigenschaften einer solchen Batterie sind: volle Säuredichte im aufgeladenen Zustand, aber totaler Spannungseinbruch bei Säuredichten von 1,24 oder mehr (normalerweise 1,28 = voll, 1,10 = leer).
Bei einer Entladung mit niedrigen Strömen baut sich die Verbindungsstelle wieder auf und zwar um so schneller, je niedriger die Säuredichte ist, da sich dann um so mehr Bleimoleküle im Wasser lösen und an der Verbindungsstelle wieder anlagern können. Wenn man die positive Platte in destilliertem Wasser spült und trocknet und danach wieder in die Zelle einsetzt verhält sie sich wieder wie neu. Hohe Anfangsladeströme bewirken in ähnlicher Weise eine Verstärkung der Verbindungsstellen, eine Überladung schwächt diese wieder.
Bei der Höhe der Entladeströme ist die relative Stromhöhe in Bezug auf die Restkapazität entscheidend. D. h. 100 Ampere schaden einer vollen 100 Ah genauso wie 50 Ampere einer halbvollen 100 Ah Batterie. Deshalb Schaden 300 Ampere einer vollen Starterbatterie kaum, da diese kaum entladen wird.
Tests mit Vließbatterien, deren nutzbare Kapazität auf 20 % eingebrochen war, haben gezeigt, dass nach einer vollständigen Entladung bis auf 0 Volt mit niedrigem Entladestrom, die Kapazität wieder vollständig hergestellt werden konnte. Nachteil: die elektrische Verbindung wurde nicht nur zu den benachbarten Bleikügelchen verbessert, sondern auch zur negativen Platte, d. h. die Selbstentladung ist deutlich angestiegen, im Einzelfall bis zum Zellschluss.
Wir haben bisher gute Erfahrungen damit gemacht, regelmäßig nach einer normalen 50 bis 70 % Entladung die Entladung mit niedrigem Strom (C20 bis C100) bis auf 10,5 Volt pro Block fortzusetzen und dann erst wieder aufzuladen.
Aber: d. h. nicht, dass Bleibatterien möglichst tief entladen werden sollen. Grundsätzlich sollte jede Möglichkeit zum Nachladen genutzt werden um die relative Stromhöhe niedrig zu halten.
Fazit: Bleibatterien erinnern sich an das Verhältnis von Auflade- zu Entladestrom der letzten Zyklen. Wenn man den Aufladestrom nicht deutlich erhöhen kann - mehr als 40 Ampere sind auch mit den meisten Schnelladegeräten nicht möglich -
hilft vielfach ein langsamer Entladevorgang bis zur angegebenen Entladeschlussspannung.