Mal wieder eine kleine Schrauber-Anakdote rund ums EL:
Letztes Jahr (2022) wollte ich unbedingt zum ersten mal am
Waldmühlentreffen nahe Karlsruhe teilnehmen.
Von München aus sind das etwa
300-350km.
Der Akku meines ELs reicht maximal 180km (evtl ein paar km weiter), aber die Strecke ist keinesfalls ohne Zwischenladung zu machen. Nötig sind rund zwei Vollzyklen für den EL-Akku.
Einfache Strecke wohl gemerkt.
Der Untersitzlader lädt mit etwa 500W. Das entspricht etwa 16h für eine Volladung.
Eine Übernachtung auf der Strecke ist wegen der Urlaubsplanung nicht drin, und sogar dann hätte ich Bauchschmerzen, da mit dieser Planung wirklich garnichts ungeplantes auf der Strecke passieren darf und jeder Stau, jeder Umweg und jede nicht eingeplante Baustelle sorgt davür, dass mir kurz vorm Ziel der Saft ausgeht.
Kurzum: So geht das nicht.
Also war der Entschluss schnell gefasst: Ein Schnellader für Langstrecken muss her.
Mein EL-Akku fasst etwa 8kWh - das bedeutet eine Ladeleistung bis 8kW (1C) wäre ganz problemlos möglich.
Bei 36V Nennspannung des Akkus entspricht das in etwa 223A.
Die Hauptsicherung hält 250A aus. Ist zwar knapp, aber es sollte gehen.
Einen Adapter von Typ2 auf Schuko habe ich auch schon, also kein Problem, oder?
Moment... 8kW... über Schuko?
Nope. Keine Chance.
Der Adapter gibt maximal 16A einphasig her.
Das entspricht "nur" etwa 3,6kW.[
Und man sollte Schuko-Steckverbindung ohnehin nicht dauerhaft über 8A (also 1,8kW) belasten.
Da sind wir schon ganz schön weit weg von den geplanten 8kW...
Also neu überlegt: Der Schnellader muss also dreiphasig werden - auch mit stabileren Steckverbindungen, die die hohen Ströme auch dauerhaft tragen können.
Also einen Adapter von Typ2 (Ladesäulen) auf CEE (rot) besorgt.
Der ist aber nur etwa 30cm lang - quasi nur ein Stecker und eine Buchse mit einem ganz kurzen Kabel dazwischen.
Ein Verlängerungskabel mit 16A-CEE-Anschlüssen ist also Pflicht. Die gibt es glücklicherweise ganz einfach zu kaufen.
Aber wie "übersetzt man das Ganze nun auf die 36V (bzw. ca. 42V), die der EL-Akku braucht?
Dafür braucht es ein Netzteil - genauer gesagt drei, denn drei Phasen, die etwa gleich belastet werden sollen bedeutet, dass man entweder ein sehr dickes (das direkt einen CEE-Anschluss hat) oder eben drei kleinere Netzteile nutzen muss.
Glücklicherweise hatte ein Forist hier noch vier identische Netzteile mit dem richtigen Spannungsbereich zu verkaufen. Da ist dann sogar eins übrig für die Garage. Sehr gut.
Sooo... drei Netzteile liegen hier und zusammen mit einem bündel Kabel samt einem CEE-Anschluss ergibt das einen ganz schön unhandlichen "Haufen".
Das Ganze kann man jetzt zum Laden unterwegs natürlich einfach auf den Fahrersitz werfen aber dann muss ich das Ganze jedes mal unter dem übrigen Gepäck heraus suchen und alle Kabel auf korrekten Sitz prüfen, ggf. zusammenstecken und, und, und...
Langer Rede kurzer Sinn: Das gefällt mir nicht.
Also wo könnte ich diesen "Klotz" aus Netzteilen hin verbauen, so dass das Ganze möglichst wenig stört?[
Der Akkukorb ist schon voll.
Neben dem Motor ist kein Platz.
Unter der Haube wäre Platz, aber das Konstrukt ist ganz schön schwer. Da würde die Haube nicht mehr offen bleiben.
Najo - mal überlegen.
Was muss eigentlich sonst noch gemacht werden für die lange Fahrt mit viel Gepäck?
Eine "Wand" muss noch an den Überrollbügel, damit mir das Gepäck nicht die ganze Zeit ins Genick rutscht.
Moment.
Was wäre, wenn der Schnellader diese "Wand" darstellen würde?
Der Batteriefachdeckel ist mit 38kg belastbar. Das reicht dicke und das Ganze müsste ohnehin auch am Überrollbügel befestigt werden. Der hält das auf jeden Fall aus.
Das Ganze muss aber auch relativ einfach abnehmbar werden, damit ich bei einer Panne auch noch an den Kettentrieb heran komme.
Eigentlich ist es aber auch ganz praktisch, wenn man ein wenig nach hinten aus dem EL sehen kann.
Nach etwas hin und her überlegen kam ich zu folgender Entscheidung:
Eine Plexiglas-Platte wird das "Grundgerüst" darstellen.
Die ist durchsichtig, stabil und recht gut zu bearbeiten.
Diese Platte (bzw. zwei davon) habe ich dann so zugeschnitten, dass sie am Überrollbügel anliegt und die Haube trotzdem noch problemlos geschlossen werden kann.
Darauf habe ich dann die drei Netzteile mit etwas Abstand aufgeklebt.
Dazwischen, darunter und darüber habe ich jeweils zwei 6,5mm-Bohrungen gesetzt. Da kommen dann später M6-Gewindestangen durch.
Zusätzlich habe ich noch zwei 120mm-Löcher mit einer Bohrkone auf der Lüfter-Seite der Netzteile platziert. Da werden zwei Lüfter montiert, da die Netzteile zu dritt eine ordentliche Menge an Abwärme produzieren, wenn die mal eine Zeit lang unter Volllast laufen.
Auf die andere Seite der Netzteile kommt dann noch eine Plexi-Platte - so, dass die Netzeile sozusagen "gesandwicht" sind.
Diese zweite Platte sorgt dafür, dass die Netzeile geschützt sind und sie auf jeden Fall genug Luft für die Kühlung ansaugen können, da die Zuluft nicht von Gepäck blockiert werden kann.
Als Anschluss auf der Drehstromseite dient eine CEE-Maschinenbuchse", die an das Plexi montiert wird. Dort passt das Verlängerungskabel danach gut dran.
Die Gleichstromseite erhält einen 150A-Anderson-Stecker.
Ursprünglich hatte ich hier zwei solcher Stecker geplant, aber die Netzteile leisten insgesamt "nur" ca. 100A Ladestrom. Das ist zwar für mein Vorhaben ausreichend aber hierfür reicht auch ein einzelner Stecker.
Das EL habe ich sicherheitshalber trotzdem mit zwei solchen Steckern ausgerüstet - man weiß ja nie.
Die 100A Ladestrom entsprechen etwa 0,5C bei meinem Batteriesetup und inzwischen bin ich auch zuversichtlich, dass das garnicht schlecht ist, da so die Batterien nicht so arg gestresst werden, wenn sie während dieser langen Fahrt ohnehin ständig hoch belastet werden und sich dadurch erwärmen. Mit dem etwas geringeren Ladestrom heizen sie sich während der Ladepausen nicht noch weiter auf, bzw. kühlen evtl sogar ein wenig ab.
Auswirkungen auf die Fahrzeit hat das eher nicht, da ich ohnehin einige Pausen auf der langen Strecke machen will bzw. muss und in dieser Zeit wird das EL ohnehin an einer Ladesäule hängen, wenn das irgendwie möglich ist.
Nur ein einziges mal schrie der Akku nach Strom und es war rund um diese Ladesäule wirklich garnichts. Kein Cafe, kein Aussichtspunkt, kein Restaurant - nur Großstadt-Industriegebietsflair.
Die Reststrecke war aber so kurz, dass ich keinen weiteren Zwischenhalt mehr machen wollte.
Da war der Ladehalt eher nervig und daher hätte an dieser Stelle der Ladestrom gerne höher sein dürfen.
Aber auch diese 20min waren dank eines Handygames verschmerzbar.
Insgesamt wäre es mir den Aufpreis für drei Meanwell UHP-Netzteile (die hatte ich als Alternative im Auge) nicht wert gewesen.
Klar - der Ladestrom wäre höher, der Lader etwas kompakter und die Netzteile evtl etwas effizienter (weniger Abwärme), aber für die wenigen Langstrecken im Jahr ist das alles mMn. absolut verschmerzbar.

