Ladeinfrastruktur- Geflüster



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Auf großen Tagungen sind die Informationen von Teilnehmern mindestens so interessant wie die Vorträge selbst. So komme ich mit vielen Eindrücken heim:

Flächendeckende Ladeinfrastruktur und Energie:

In mehreren Ländern wurden die Stromversorgungsnetze untersucht, bzgl der Belastung durch zusätzliche Ladeinfrastruktur. In UK, der Schweiz und Deutschland wurde untersucht wie der Energiebedarf durch Elektromobilität steigt. Die Zahlen für die vollständige Elektrifizierung ähneln sich in den Ländern. Würden alle PKW elektrifiziert, liegt man bei einem Mehrbedarf von 14-15%. Da sich der Prozess über Jahrzehnte hinzieht und voraussichtlich nicht 100 % der Fahrzeuge elektrisch fahren, ist man optimistisch dies in den Griff zu bekommen. Nicht gerechnet dabei, der Minderverbrauch durch entfallende Stromverbräuche im Bereich Benzin- / Dieselproduktion.

Smart Charging

Für UK wurde errechnet, dass man im ungünstigsten Fall durch die Ladung Abends die Lastspitze um 36% erhöht, was mit hohen Netzinvestitionen abzufangen wäre. Das Problem besteht dann insbesondere auf der letzten Meile, d.h. in den Verteilungen in die Wohngebiete. Eine gesteuerte Ladung „Smart Charging“ ist deshalb zwingend notwendig um die Ladung mehr in die Nacht zu verschieben. Ab der ersten Ladestation müssen zukünftig intelligente Ladestationen gebaut werden, die netzdienlich laden können. Man ist sich sicher, dass man mit dem Hochlauf der Elektromobilität sehr schnell die intelligenten Ladestationen braucht. Um Einspeisespitzen der PV oder Wind zu nutzen ist ein Anschluss der Fahrzeug auch tagsüber, z.B. in der Firma sinnvoll. Mikroabrechnungen und Mikrogrids werden neue Modelle und Anreize für die Fahrzeugnutzer bringen.

Vehicle to grid

Neben Smart Charging ist die Rückspeisung der Fahrzeuge „Vehicle to grid“ ein wichtiges Thema auf der Konferenz gewesen. Die Fahrzeuge als netzdienliche Speicherbatterie steht hoch im Kurs. Anreize können sein, dass Energie vergünstigt oder kostenlos bezogen werden kann, sofern die Fahrzeugbatterie zu einem Anteil für V2G genutzt werden kann. Etliche Unternehmen sind überzeugt, dass dies der richtige Weg sei.

Laut einer Ankündigung aus UK wird neben dem Chademo Stecker auch der CCS Stecker V2G fähig. Bisher ist nur der Nissan LEAF, ENV200 und der Mitsubishi Outlander V2G fähig. Viele weitere Fahrzeuge sollen Ende 2019 V2G-fähig sein.

Neue Stecker

Für Heavy Trucks kommt ein neuer DC Ladestandard bis 2MW Ladeleistung (1000V 2000A+) (Info ABB).
Einige Entwickler sind nicht glücklich, dass der CCS Stecker mit Powerlinekommunikation arbeitet. Die Fahrzeuge arbeiten mit CAN Bus und viele Ladestationen auch. Die Umsetzung beim CCS ist sehr aufwändig und teuer für die Komponenten. In Fernost entsteht aktuell ein neuer kombinierter Stecker mit AC und DC mit hoher Leistung und CAN Kommunikation. Der Stecker ist aber nicht für Europa vorgesehen, hier bleibt man bei CCS.

Fahrzeuglader AC

Die AC Lader sind den OEMs ein „Dorn im Auge“. Am liebsten würde man die AC Lademöglichkeit weglassen oder auf ein Minimum reduzieren - als unnötigen Kostentreiber im Fahrzeug. AC Ladeinfrastruktur ist im Moment aber noch günstiger als DC Ladeinfrastruktur. Es kommen zwar auch Heimlader mit DC, z.B. 20kW – noch ist nichts entschieden. Die Fahrzeugkäufer verlangen nach wie vor AC Ladeleistung.

Neue DC Lader:

Die Ladeleistung steigt. Als Destination Charging in der Firma, im Hotel, im Parkhaus kommen 20-25kW DC Wandlader. Die 50 kW wandern zu den Discountern, an den Autobahnen sind 150-350 kW Standard. High Power Charging definiert sich mittlerweile von 175 bis 460 kW. Immer mehr Lader der hohen Spannnungsebene werden aufgebaut. Nach Porsche und Audi werden weitere Fahrzeuge auf derselben Plattform und mit der hohen Spannungsebene folgen.

Ionity wird wohl Anbieter von Ladeinfrastruktur in ein einheitliches Design zwingen, so dass die Ladestationen immer gleich aussehen, unabhängig davon, welcher Anbieter die Technik liefert. Aktuell eröffnet Ionity 5 Standorte pro Woche.

Ladeinfrastruktur

Das Fehlen von Ladeinfrastruktur ist mittlerweile als größter und gefährlichster Kritikpunkt am Elektrofahrzeug identifiziert.

Lessons Learned bei Fortum für den Erfolg:
  • breites Netzwerk mit den richtigen Ladestandorten,
  • den Kunden zuhören und auf Wünsche reagieren, eine sehr starke mehrstufige Hotline aufbauen,
  • Stabile Ladeinfrastruktur,
  • Einfache Authentifizierung
Allego hat bemängelt dass es teilweise sehr schwierig ist, Baugenehmigung und Flächen für Ladeinfrastruktur zu bekommen.

Neue Elektrofahrzeuge

2019 kommt eine hohe Anzahl neuer Fahrzeuge: Peugeot, JLR, Ford, Aston Martin, u.a. soll die Renault ZOE mit CCS kommen. Ein Vertreter eines Partnerunternehmens von Renault meinte im Gespräch, man sei noch dran am CCS, einen Termin gäbe es nicht.

Der Vertreter von EV-Volume aus Schweden, hat die aktuellen Zulassungszahlen aufgearbeitet. 2018 wurden 1,5 Mio Elektrofahrzeuge zugelassen, bis Ende 2018 werden es 2,1 Mio sein. In 2017 waren es1,28 Mio.
Die Zuwächse sind in vielen Ländern sehr stark, China +82%, Europa +35%, USA +63%.

Insbesondere der Hochlauf des Tesla Modell 3 hat wohl für manche Vorstandssitzung in Europa gesorgt. Die zwei Newcomer Tesla + BYD verkaufen am meisten Elektrofahrzeuge weltweit. BMW liegt auf Platz 3.

Norwegen liegt bei der Zulassungsquote von Plugins deutlich über 50%, davon über 40% absolut BEV. Hier kann man sich verschiedene Zahlen ansehen. https://www.eafo.eu/vehicles-and-fleet/m1


Sonnige Grüße

Ralf Wagner
 

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Kommentare

Ralf Wagner

Administrator
15.03.2007
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Auf großen Tagungen sind die Informationen von Teilnehmern mindestens so interessant wie die Vorträge selbst. So komme ich mit vielen Eindrücken heim:

Flächendeckende Ladeinfrastruktur und Energie:

In mehreren Ländern wurden die Stromversorgungsnetze untersucht, bzgl der Belastung durch zusätzliche Ladeinfrastruktur. In UK, der Schweiz und Deutschland wurde untersucht wie der Energiebedarf durch Elektromobilität steigt. Die Zahlen für die vollständige Elektrifizierung ähneln sich in den Ländern. Würden alle PKW elektrifiziert, liegt man bei einem Mehrbedarf von 14-15%. Da sich der Prozess über Jahrzehnte hinzieht und voraussichtlich nicht 100 % der Fahrzeuge elektrisch fahren, ist man optimistisch dies in den Griff zu bekommen. Nicht gerechnet dabei, der Minderverbrauch durch entfallende Stromverbräuche im Bereich Benzin- / Dieselproduktion.

Smart Charging

Für UK wurde errechnet, dass man im ungünstigsten Fall durch die Ladung Abends die Lastspitze um 36% erhöht, was mit hohen Netzinvestitionen abzufangen wäre. Das Problem besteht dann insbesondere auf der letzten Meile, d.h. in den Verteilungen in die Wohngebiete. Eine gesteuerte Ladung „Smart Charging“ ist deshalb zwingend notwendig um die Ladung mehr in die Nacht zu verschieben. Ab der ersten Ladestation müssen zukünftig intelligente Ladestationen gebaut werden, die netzdienlich laden können. Man ist sich sicher, dass man mit dem Hochlauf der Elektromobilität sehr schnell die intelligenten Ladestationen braucht. Um Einspeisespitzen der PV oder Wind zu nutzen ist ein Anschluss der Fahrzeug auch tagsüber, z.B. in der Firma sinnvoll. Mikroabrechnungen und Mikrogrids werden neue Modelle und Anreize für die Fahrzeugnutzer bringen.

Vehicle to grid

Neben Smart Charging ist die Rückspeisung der Fahrzeuge „Vehicle to grid“ ein wichtiges Thema auf der Konferenz gewesen. Die Fahrzeuge als netzdienliche Speicherbatterie steht hoch im Kurs. Anreize können sein, dass Energie vergünstigt oder kostenlos bezogen werden kann, sofern die Fahrzeugbatterie zu einem Anteil für V2G genutzt werden kann. Etliche Unternehmen sind überzeugt, dass dies der richtige Weg sei.

Laut einer Ankündigung aus UK wird neben dem Chademo Stecker auch der CCS Stecker V2G fähig. Bisher ist nur der Nissan LEAF, ENV200 und der Mitsubishi Outlander V2G fähig. Viele weitere Fahrzeuge sollen Ende 2019 V2G-fähig sein.

Neue Stecker

Für Heavy Trucks kommt ein neuer DC Ladestandard bis 2MW Ladeleistung (1000V 2000A+) (Info ABB).
Einige Entwickler sind nicht glücklich, dass der CCS Stecker mit Powerlinekommunikation arbeitet. Die Fahrzeuge arbeiten mit CAN Bus und viele Ladestationen auch. Die Umsetzung beim CCS ist sehr aufwändig und teuer für die Komponenten. In Fernost entsteht aktuell ein neuer kombinierter Stecker mit AC und DC mit hoher Leistung und CAN Kommunikation. Der Stecker ist aber nicht für Europa vorgesehen, hier bleibt man bei CCS.

Fahrzeuglader AC

Die AC Lader sind den OEMs ein „Dorn im Auge“. Am liebsten würde man die AC Lademöglichkeit weglassen oder auf ein Minimum reduzieren - als unnötigen Kostentreiber im Fahrzeug. AC Ladeinfrastruktur ist im Moment aber noch günstiger als DC Ladeinfrastruktur. Es kommen zwar auch Heimlader mit DC, z.B. 20kW – noch ist nichts entschieden. Die Fahrzeugkäufer verlangen nach wie vor AC Ladeleistung.

Neue DC Lader:

Die Ladeleistung steigt. Als Destination Charging in der Firma, im Hotel, im Parkhaus kommen 20-25kW DC Wandlader. Die 50 kW wandern zu den Discountern, an den Autobahnen sind 150-350 kW Standard. High Power Charging definiert sich mittlerweile von 175 bis 460 kW. Immer mehr Lader der hohen Spannnungsebene werden aufgebaut. Nach Porsche und Audi werden weitere Fahrzeuge auf derselben Plattform und mit der hohen Spannungsebene folgen.

Ionity wird wohl Anbieter von Ladeinfrastruktur in ein einheitliches Design zwingen, so dass die Ladestationen immer gleich aussehen, unabhängig davon, welcher Anbieter die Technik liefert. Aktuell eröffnet Ionity 5 Standorte pro Woche.

Ladeinfrastruktur

Das Fehlen von Ladeinfrastruktur ist mittlerweile als größter und gefährlichster Kritikpunkt am Elektrofahrzeug identifiziert.

Lessons Learned bei Fortum für den Erfolg:
  • breites Netzwerk mit den richtigen Ladestandorten,
  • den Kunden zuhören und auf Wünsche reagieren, eine sehr starke mehrstufige Hotline aufbauen,
  • Stabile Ladeinfrastruktur,
  • Einfache Authentifizierung
Allego hat bemängelt dass es teilweise sehr schwierig ist, Baugenehmigung und Flächen für Ladeinfrastruktur zu bekommen.

Neue Elektrofahrzeuge

2019 kommt eine hohe Anzahl neuer Fahrzeuge: Peugeot, JLR, Ford, Aston Martin, u.a. soll die Renault ZOE mit CCS kommen. Ein Vertreter eines Partnerunternehmens von Renault meinte im Gespräch, man sei noch dran am CCS, einen Termin gäbe es nicht.

Der Vertreter von EV-Volume aus Schweden, hat die aktuellen Zulassungszahlen aufgearbeitet. 2018 wurden 1,5 Mio Elektrofahrzeuge zugelassen, bis Ende 2018 werden es 2,1 Mio sein. In 2017 waren es1,28 Mio.
Die Zuwächse sind in vielen Ländern sehr stark, China +82%, Europa +35%, USA +63%.

Insbesondere der Hochlauf des Tesla Modell 3 hat wohl für manche Vorstandssitzung in Europa gesorgt. Die zwei Newcomer Tesla + BYD verkaufen am meisten Elektrofahrzeuge weltweit. BMW liegt auf Platz 3.

Norwegen liegt bei der Zulassungsquote von Plugins deutlich über 50%, davon über 40% absolut BEV. Hier kann man sich verschiedene Zahlen ansehen. https://www.eafo.eu/vehicles-and-fleet/m1


Sonnige Grüße

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Administrator
23.11.2004
4.176
91365 Reifenberg
Hallo Ralf,
ich kann Florian nur beipflichten: ein sehr interessanter Beitrag, besonders wegen der kompakten Zusammenfassung, was sich (jetzt endlich) im Bereich Ladetechnik tut.

Danke Ralf, dass Du dies nochmal erwähnst (obwohl es seit über 10 Jahren bekannt ist und immer wieder veröffentlicht wurde): "Würden alle PKW elektrifiziert, liegt man bei einem Mehrbedarf von 14-15%"
Da habe ich doch gleich mal in alten Veröffentlichungen nachgesehen. Schaun wir mal, was vor 10 Jahren war, also siehe hier in den Solarmobil Mitteilungen Nr. 71 vom Oktober 2008. Achtung, es sind rund 18,5 MByte (pdf-Datei).

Besonders diese Grafik aus einem Vortrag fiel mir auf:


Übrigens: diese 14% Strom-Mehrverbrauch berücksichtigen leider nicht die elektrische Energie, die nun nicht mehr an die Raffinerien, Tankstellen und Pumpstationen der Öl-Pipelines geliefert werden muss. Schätzungen deuten an, dass es dann möglicherweise gar keinen Mehrverbrauch an elektrischer Energie gibt, da die Herstellung und Vermarktung der Flüssig-Treibstoffe gerade so viel Elektroenergie benötigt, wie die E-Autos überhaupt nur zum Fahren brauchen. Vielleicht ist die Ersparnis ja auch nur die Hälfte. Der Ergebnis ist aber, dass wohl weit weniger Elektroenergie zusätzlich benötigt wird als die angegebenen 14%. So "nur" 6 bis 8% höchstens. Und das bisschen Mehrverbrauch wird locker von den "Erneuerbaren", also Wind- Sonnen- und sonstigen erneuerbaren Energiequellen gedeckt. Das ist ziemlich sicher, wird aber nirgendwo erwähnt. Na ja, bis auf den Kollegen Julian Affeld aus Kleinmachnow, der hat das vor einiger Zeit in die Öffentlichkeit gebracht.

Ach nochwas: Laut BDEW betrug der Verbrauch an elektrischer Energie im Jahre 2017 rund 654 Mrd. kWh, davon wurden 33,1 % oder 217 Mrd. kWh von erneuerbaren Quellen geliefert. Oder anderes gerechnet: Bereits 2017 lieferten die "Erneuerbaren" das rund 3,2-fache der Energiemenge, die alle rund 50 Millionen PKW in Deutschland benötigen würden - wären sie denn elektrisch.

Gruss, Roland
 

Andreas106

Mitglied
29.03.2011
258
Warum wird in Verbindung mit eMobilität immer vom Mehrverbrauch geredet?
Als man die Nachtspeicheröfen eingeführt hat, war es ein Segen für die Energieversorger.
Mittlerweile werden diese eHeizer doch abgeschafft. In diese Lücke kann doch das eAuto springen.

Was ist bei der Einführung von Wäschetrocknern berichtet worden - nichts! Oh Wunder brach das Netz nicht zusammen.
Zwar geringere Stückzahlen als Wäschetrockner, aber die Sauna Zuhause zieht auch mächtig an der Leitung.

Auch U-Bahn, S-Bahn und E-Lok haben keine negative Presse ausgelöst.

Nur wenn das böse eAuto kommt, dann geht die Welt unter...
 

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