Green World Tour 2018: Interview zum Renault Twizy



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Neben einem Tesla Model S und den neuesten Renault ZOE Versionen hat auch der Renault Twizy rege Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Immer wieder konnten wir Menschen beobachten, die sich den Quad näher angesehen haben. Sehr fasziniert wurde nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch der Innenraum beäugt. Kein Wunder also, dass auch wir uns das Fahrzeug nochmal genau angesehen haben. Joachim Gleiss, Berater für E-Fahrzeuge aus dem Hause Lüdemann & Zankel, stand uns freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung.

Elektroauto-Forum: Der Twizy scheint überaus begehrt zu sein. Vor Kurzem haben wir darüber berichtet, dass Otto Schönbach zum Beispiel mit diesem Modell zum Nordkap "gepilgert" ist. Mit dem kleinen Fahrzeug ist scheinbar eine Menge möglich.

Joachim Gleiss: Ja. Mit dem Twizy kann man nicht nur das Nordkap erreichen - damit kommen Sie auch bis nach Spanien.

Elektroauto-Forum: Platz ist für ein oder zwei Personen?

Joachim Gleiss: Zwei Erwachsene. Genau. Wenn man sich klar macht, dass man zwischendurch Ladepausen braucht und das Ding kann eben nur an einer normalen Haushaltssteckdose aufgeladen werden. D. h., wenn er leer ist, braucht er ca. zwei Stunden bis er wieder voll ist. Eine Aufladung kostet - wenn man Ökostrom nutzt - 1,50 € auf 100 Kilometer Energie. Langstrecke bedeutet dann auch wirklich lang, was die Zeit anbelangt.

Elektroauto-Forum: Von welcher Reichweite sprechen wir hier?

Joachim Gleiss: Also, eine realistische Durchschnittsreichweite von 80 km ist gegeben. Wenn Sie auch viel außerhalb vom Stadtverkehr unterwegs sind und Sie bewegen sich viel im Rahmen der Höchstgeschwindigkeit - wir reden hier von 80 km/h - dann kommen Sie natürlich auch nur 50 km weit. In so einer Größenordnung. Und wenn Sie das Fahrzeug im Sommer auch nur in der Stadt bewegen, kommen Sie auch mal auf 120 km. Gerade bei diesem Modell lohnt sich vorausschauendes Fahren. Aber wenn Sie auf der Landstraße unterwegs sind, dann ist vorausschauend egal. Dann fahren, fahren, fahren Sie und haben einen höheren Luftwiderstand. Ansonsten ist das Modell vor allem eine riesige Gaudi. Und er ist, meines Wissens nach, europaweit das meistverkaufte Elektro-Vehicle. Der Twizy wird offiziell nicht zu den PKW gezählt. Deshalb taucht er bei den typischen Statistiken vom Kraftfahrbundesamt nicht auf. Aber rein elektrisch auf vier Rädern gibt es nichts, was häufiger unterwegs ist in Europa.

Elektroauto-Forum: Das wäre meine nächste Frage gewesen: Wissen Sie, wie viele Modelle im vergangenen Jahr verkauft wurden?

Joachim Gleiss: Das weiß ich leider nicht.

Anmerkung der Redaktion: Laut Wikipedia wurden in Deutschland um die 1.800 Fahrzeuge im ersten Verkaufsjahr 2012 verkauft sowie zugelassen. Die Produktion lag damals bei 9.000 Modellen im Jahr. Bis zum Mai 2015 konnte das Modell in 40 Ländern bereits über 15.000 verkauft werden.

Elektroauto-Forum: Und wie teuer ist der Twizy?

Joachim Gleiss: Mit Türen, die ein Extra darstellen - ursprünglich gab es die nicht. Die gehören zur Sonderausstattung. In der Produktion wird festgelegt, ob der Twizy Türen bekommt oder nicht. Sie können das Modell nämlich nicht nachrüsten, weil der Twizy dann anders aufgebaut ist. Dann kostet das Modell 8.300 € brutto. Es gibt keinen Umweltbonus, weil es eben kein PKW ist. Nur als Beispiel: Es gibt raffinierte E-Bikes, die kosten derzeit mehr.

Elektroauto-Forum: Tatsächlich?

Joachim Gleiss: Ja! Und was ich den Leuten immer sage, gerade, wenn das Argument kommt, dass der Twizy ja keine Fenster hat oder ähnliches: Es ist ein Quad. Beim klassischen Quad steigen Sie auf, haben ein Motorradlenker und einen Helm auf. Hier haben Sie zwei Dreipunktgurte, eine Windschutzscheibe, die beheizbar ist, einen Lenker mit einem Airbag, Türen und ein Dach und vier Räder. Gut, die vier Räder gibt es beim Quad auch immer. Aber so ein paar Sachen bestehen, die sich einfach besser anfühlen. Und durch den tiefen Schwerpunkt, weil der Akku auch im Unterboden ist, geht das Modell auch wie ein Go-Kart in die Kurven. Und das macht eben extrem Spaß.

Elektroauto-Forum: Und warum ist der Twizy jetzt kein PKW im klassischen Sinne?



Joachim Gleiss: Der Hersteller hat am Anfang gesagt: Dies, das und jenes ersparen wir uns, um den Twizy zulassungsfähig zu machen. Meines Wissens nach gehört z. B. schon die Tatsache dazu, dass das Modell kein ABS hat. Und da gehören auch noch weitere Faktoren dazu. Ich kann Ihnen gar nicht genau sagen, warum es ausgeschlossen ist. Rein zulassungsmäßig ist es ein Quad, der auch derart angemeldet wird.

Elektroauto-Forum: Für eine Familie ist der Twizy jetzt ja weniger geeignet, aber als Spaßmobil macht das Modell auf jeden Fall etwas her.

Joachim Gleiss: Auf jeden Fall. Ich hatte auch in der Vergangenheit einen Twizy. Ich wohne mitten in Hamburg und das Fahrzeug war für verschiedene Belange ideal. Ob abends oder tagsüber - damit kommt man mal eben schnell ganz unproblematisch von A nach B.

Elektroauto-Forum: So allmählich bekommt man auch das Gefühl, dass die Elektroauto-Branche boomt.

Joachim Gleiss: Ich denke bereits seit Jahren "Jetzt boomt´s." Und es wird zwar immer mehr, aber es boomt zu langsam. Weil die Hersteller mauern. Die Nachfrage ist da, aber es passiert zu wenig.

Elektroauto-Forum: Es liegt aber schon auch an den Verbrauchern. Auch da mauern viele und möchten gar kein Elektro-Fahrzeug. Gerade Reichweite und Sorgen, dass die Batterien nicht genügend standhalten kommen als Argumentation. Dabei kann bei einem normalen Auto mit Verbrennungsmotor auch allerlei kaputtgehen.

Joachim Gleiss: Bei einem Benziner oder Diesel geht vor allem viel mehr kaputt. Gerade bei Akkus - die Leute gehen immer von ihrem Handy oder Laptop aus und kennen damit Scherereien. Alle BEV, zumindest der letzten fünf, sechs oder sieben Jahre, die wirklich als E-Autos auf den Markt gekommen sind und nicht wirklich irgendwelche Umbauten darstellen, die haben wirklich ein raffiniertes Batterie-Management-System. D. h., dass hier jede einzelne Batteriezelle überwacht wird. Diese Batterien werden auch wirklich nur so be- und entladen, dass sie optimal - auch von den Temperaturen und von der Ladegeschwindigkeit her - an dem ganzen Prozess beteiligt sind. Nicht umsonst gibt Renault, wenn ein E-Auto direkt mit Akku gekauft wird, 8 Jahre Garantie auf die Batterie. Das ist jetzt auch so bei den Miet-Akkus. Die fangen nicht an, daran rumzubasteln. Wenn es da irgendwelche Mängel gibt am Akku, dann tauschen sie immer gleich komplett aus. Das kommt selten genug vor. Ich selbst fahre schon sehr lange rein elektrisch und ich kenne Leute, die schon über 200.000 km runter haben. Einer z. B. hat über 160.000 runter und der hat jetzt 16 Prozent Leistungsverlust. Das ist nach 160.000 Kilometern so gut wie nichts. Sie haben als Käufer einen völlig wartungsfreien Elektro-Motor, der auch bei zwei Millionen Kilometer keine Zicken macht. Und der Akku wird so gut überwacht und gesteuert, dass man das einfach nicht mit einem normalen Lithium-Ionen-Akku vergleichen kann.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Herrn Gleiss für die Zeit und das ausführliche Interview.

 

Kommentare

Janine

Moderator
21.08.2018
407
Hamburg
Neben einem Tesla Model S und den neuesten Renault ZOE Versionen hat auch der Renault Twizy rege Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Immer wieder konnten wir Menschen beobachten, die sich den Quad näher angesehen haben. Sehr fasziniert wurde nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch der Innenraum beäugt. Kein Wunder also, dass auch wir uns das Fahrzeug nochmal genau angesehen haben. Joachim Gleiss, Berater für E-Fahrzeuge aus dem Hause Lüdemann & Zankel, stand uns freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung.

Elektroauto-Forum: Der Twizy scheint überaus begehrt zu sein. Vor Kurzem haben wir darüber berichtet, dass Otto Schönbach zum Beispiel mit diesem Modell zum Nordkap "gepilgert" ist. Mit dem kleinen Fahrzeug ist scheinbar eine Menge möglich.

Joachim Gleiss: Ja. Mit dem Twizy kann man nicht nur das Nordkap erreichen - damit kommen Sie auch bis nach Spanien.

Elektroauto-Forum: Platz ist für ein oder zwei Personen?

Joachim Gleiss: Zwei Erwachsene. Genau. Wenn man sich klar macht, dass man zwischendurch Ladepausen braucht und das Ding kann eben nur an einer normalen Haushaltssteckdose aufgeladen werden. D. h., wenn er leer ist, braucht er ca. zwei Stunden bis er wieder voll ist. Eine Aufladung kostet - wenn man Ökostrom nutzt - 1,50 € auf 100 Kilometer Energie. Langstrecke bedeutet dann auch wirklich lang, was die Zeit anbelangt.

Elektroauto-Forum: Von welcher Reichweite sprechen wir hier?

Joachim Gleiss: Also, eine realistische Durchschnittsreichweite von 80 km ist gegeben. Wenn Sie auch viel außerhalb vom Stadtverkehr unterwegs sind und Sie bewegen sich viel im Rahmen der Höchstgeschwindigkeit - wir reden hier von 80 km/h - dann kommen Sie natürlich auch nur 50 km weit. In so einer Größenordnung. Und wenn Sie das Fahrzeug im Sommer auch nur in der Stadt bewegen, kommen Sie auch mal auf 120 km. Gerade bei diesem Modell lohnt sich vorausschauendes Fahren. Aber wenn Sie auf der Landstraße unterwegs sind, dann ist vorausschauend egal. Dann fahren, fahren, fahren Sie und haben einen höheren Luftwiderstand. Ansonsten ist das Modell vor allem eine riesige Gaudi. Und er ist, meines Wissens nach, europaweit das meistverkaufte Elektro-Vehicle. Der Twizy wird offiziell nicht zu den PKW gezählt. Deshalb taucht er bei den typischen Statistiken vom Kraftfahrbundesamt nicht auf. Aber rein elektrisch auf vier Rädern gibt es nichts, was häufiger unterwegs ist in Europa.

Elektroauto-Forum: Das wäre meine nächste Frage gewesen: Wissen Sie, wie viele Modelle im vergangenen Jahr verkauft wurden?

Joachim Gleiss: Das weiß ich leider nicht.

Anmerkung der Redaktion: Laut Wikipedia wurden in Deutschland um die 1.800 Fahrzeuge im ersten Verkaufsjahr 2012 verkauft sowie zugelassen. Die Produktion lag damals bei 9.000 Modellen im Jahr. Bis zum Mai 2015 konnte das Modell in 40 Ländern bereits über 15.000 verkauft werden.

Elektroauto-Forum: Und wie teuer ist der Twizy?

Joachim Gleiss: Mit Türen, die ein Extra darstellen - ursprünglich gab es die nicht. Die gehören zur Sonderausstattung. In der Produktion wird festgelegt, ob der Twizy Türen bekommt oder nicht. Sie können das Modell nämlich nicht nachrüsten, weil der Twizy dann anders aufgebaut ist. Dann kostet das Modell 8.300 € brutto. Es gibt keinen Umweltbonus, weil es eben kein PKW ist. Nur als Beispiel: Es gibt raffinierte E-Bikes, die kosten derzeit mehr.

Elektroauto-Forum: Tatsächlich?

Joachim Gleiss: Ja! Und was ich den Leuten immer sage, gerade, wenn das Argument kommt, dass der Twizy ja keine Fenster hat oder ähnliches: Es ist ein Quad. Beim klassischen Quad steigen Sie auf, haben ein Motorradlenker und einen Helm auf. Hier haben Sie zwei Dreipunktgurte, eine Windschutzscheibe, die beheizbar ist, einen Lenker mit einem Airbag, Türen und ein Dach und vier Räder. Gut, die vier Räder gibt es beim Quad auch immer. Aber so ein paar Sachen bestehen, die sich einfach besser anfühlen. Und durch den tiefen Schwerpunkt, weil der Akku auch im Unterboden ist, geht das Modell auch wie ein Go-Kart in die Kurven. Und das macht eben extrem Spaß.

Elektroauto-Forum: Und warum ist der Twizy jetzt kein PKW im klassischen Sinne?



Joachim Gleiss: Der Hersteller hat am Anfang gesagt: Dies, das und jenes ersparen wir uns, um den Twizy zulassungsfähig zu machen. Meines Wissens nach gehört z. B. schon die Tatsache dazu, dass das Modell kein ABS hat. Und da gehören auch noch weitere Faktoren dazu. Ich kann Ihnen gar nicht genau sagen, warum es ausgeschlossen ist. Rein zulassungsmäßig ist es ein Quad, der auch derart angemeldet wird.

Elektroauto-Forum: Für eine Familie ist der Twizy jetzt ja weniger geeignet, aber als Spaßmobil macht das Modell auf jeden Fall etwas her.

Joachim Gleiss: Auf jeden Fall. Ich hatte auch in der Vergangenheit einen Twizy. Ich wohne mitten in Hamburg und das Fahrzeug war für verschiedene Belange ideal. Ob abends oder tagsüber - damit kommt man mal eben schnell ganz unproblematisch von A nach B.

Elektroauto-Forum: So allmählich bekommt man auch das Gefühl, dass die Elektroauto-Branche boomt.

Joachim Gleiss: Ich denke bereits seit Jahren "Jetzt boomt´s." Und es wird zwar immer mehr, aber es boomt zu langsam. Weil die Hersteller mauern. Die Nachfrage ist da, aber es passiert zu wenig.

Elektroauto-Forum: Es liegt aber schon auch an den Verbrauchern. Auch da mauern viele und möchten gar kein Elektro-Fahrzeug. Gerade Reichweite und Sorgen, dass die Batterien nicht genügend standhalten kommen als Argumentation. Dabei kann bei einem normalen Auto mit Verbrennungsmotor auch allerlei kaputtgehen.

Joachim Gleiss: Bei einem Benziner oder Diesel geht vor allem viel mehr kaputt. Gerade bei Akkus - die Leute gehen immer von ihrem Handy oder Laptop aus und kennen damit Scherereien. Alle BEV, zumindest der letzten fünf, sechs oder sieben Jahre, die wirklich als E-Autos auf den Markt gekommen sind und nicht wirklich irgendwelche Umbauten darstellen, die haben wirklich ein raffiniertes Batterie-Management-System. D. h., dass hier jede einzelne Batteriezelle überwacht wird. Diese Batterien werden auch wirklich nur so be- und entladen, dass sie optimal - auch von den Temperaturen und von der Ladegeschwindigkeit her - an dem ganzen Prozess beteiligt sind. Nicht umsonst gibt Renault, wenn ein E-Auto direkt mit Akku gekauft wird, 8 Jahre Garantie auf die Batterie. Das ist jetzt auch so bei den Miet-Akkus. Die fangen nicht an, daran rumzubasteln. Wenn es da irgendwelche Mängel gibt am Akku, dann tauschen sie immer gleich komplett aus. Das kommt selten genug vor. Ich selbst fahre schon sehr lange rein elektrisch und ich kenne Leute, die schon über 200.000 km runter haben. Einer z. B. hat über 160.000 runter und der hat jetzt 16 Prozent Leistungsverlust. Das ist nach 160.000 Kilometern so gut wie nichts. Sie haben als Käufer einen völlig wartungsfreien Elektro-Motor, der auch bei zwei Millionen Kilometer keine Zicken macht. Und der Akku wird so gut überwacht und gesteuert, dass man das einfach nicht mit einem normalen Lithium-Ionen-Akku vergleichen kann.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Herrn Gleiss für die Zeit und das ausführliche Interview.

 

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