Hallo,
mal grundsätzlich was zu Federung, da habe ich mich letzens mit Kollegen drüber unterhalten, die für einen Hersteller einen "Stossdämper"-Prüfstand entwickelt haben. (Dazu, warum "Stossdämpfer" in Anführungszeichen steht, kommt gleich was).
Hohen Fahrkomfort bei unebener Strecke lässt sich sicher nur mit der Kombination folgender Eigenschaften erlangen:
1. langer Federweg = je weicher die Federn, umso besser
2. geringe ungefederte Masse = je leichter die Räder, umso besser
3. hohe gefederte Masse = je schwerer die Karosserie (inklusive Fahrer ;-) ), umso besser.
Insbesondere mit den Punkten 1 und 3 haben wir beim CityEl Probleme. Der realisierbare Federweg ist gering, also müssen recht harte Federn rein. Und die Karosserie ist leicht, deswegen wesentlich weniger träge als eine fünfmal so schwere PKW-Karosserie, wird also entsprechend stark "durchgeschüttelt".
Die "Stossdämpfer" haben damit relativ wenig zu tun. Sie sind nämlich eigentlich Schwingungsdämpfer, die verhindern, dass das Feder-Masse-System in Schwingung gerät und durch die Gegend hüpft. Wer schon mal ein Fahrzeug mit defekten oder ganz ohne Stossdämpfer fahren gesehen hat, weiss was ich meine. Stossdämpfer haben zudem die Aufgabe, die Räder auf der Strasse zu halten, indem sie einer Bewegung des Rades nach oben (von der Fahrbahn weg) wesentlich stärkeren Widerstand entgegensetzen als der Bewegung des Rades nach unten. Dadurch wird ein Rad, das gegen den Widerstand des Stossdämpfers von der Fahrbahn abgehoben hat, durch die Federkraft schnell wieder auf die Strasse zurückgedrückt. Entgegen der durch den Begriff "Stossdämpfer" hervorgerufenen Vorstellung leiten diese "Stösse", also Einflüsse, die das Rad nach oben drücken wollen, eher an die Karosserie weiter, als sie zu dämpfen.
Falsche Stossdämpfer verschlechtern grunsätzlich den Fahrkomfort, weil entweder das Fahrzeug "hüpft" oder Stösse durch Fahrbahn-Unebenheiten fast ungedämpt an die Karosserie weitergegeben werden.
Daraus ergibt sich, das eine Verbesserung des Fahrkomforts im CityEl bei den Federn ansetzen muss: Das Fahrzeug muss "hochbeinig" werden, damit entsprechend weiche Federn genug Platz zur Bewegung haben. Die Stossdämpfer müssen auf diese Federung und die Fahrzeugmasse genau abgestimmt sein, um Schwingungen sicher zu dämpfen, die Vorteile der weichen Federung aber gleichzeitig nicht wieder zunichte zu machen.
Einfach fertige Federbeine von Motorrollern oder ähnlichem einzubauen, ist nur ein erster, unvollkommener Ansatz, weil die Federbeine inklusive Stossdämpfer ja auf ganze andere Masse-Verhältnisse abgestimmt sind. Die Stossdämpfer sind vermutlich für die CityEl-Verhältnisse zu hart, da die auftretenden Resonanz-Schwingungen wohl niederfrequenter sind als bei einem Roller.
Als ich die vierte Batterie einbaute, wurden wegen des höheren Gewichts stärkere Blattfedern nötig, weil sonst der Motor gegen die mittlere Batterie schlägt. Trotz "härterer" Federn hat sich der Fahrkomfort verbessert, wohl zum einen wegen der höheren und damit trägeren gefederten Masse (zusätzliche Batterie) und den längeren möglichen Federweg. Daran sieht man, dass die Wirkung einer baulichen Veränderung durchaus in eine unerwartete Richtung gegen kann.
Schönen Gruss
Herbert