Hallo Rainer
Die Entschleunigung der Welt... unser Experiment war da recht aufschlussreich beim Spritsparen. Letzte Woche konnte ich gegen einen Kollegen im Spritsparen antreten (ohne daß der davon wußte, aber er fuhr auch sehr vorrausschauend). Ein Ford Galaxy, so um 2t, nagelneuer Mietwagen. Mit Stadtverkehr, Stau und Baustellen kamen 80km/h Durchschnitt und 5 Liter für mich heraus, beim Kollegen waren es 8l/100km und 90km/h, jeweilige Strecke 210km. Mit der eingebauten Durschnittsverbrauchsanzeige kann man sehr schnell feststellen, woher der hohe Spritverbrauch kommt. Ich fahre bei solch übermotorisierten Wandschränken nur unter 2000 Umdrehungen und vorzugsweise um die 1600. Mit der 6-Gang-Schaltung fällt das leicht. Wenn man dermaßen defensiv fährt, dann merkt man schnell, wie aggressiv-sportlich viele Beschleunigen, ich mache sowas nur in Notfällen beim Einfädeln. Aber man sieht auch, daß immer mehr Leute bewußt sparsam fahren.
Am meisten hilft es, die Schere bei den Spitzengeschwindigkeiten anzusetzen. Der typische Autofahrer fährt die erlaubte Geschwindigkeit+5-20km/h auf dem Tacho. Wenn er kann! Da er es auf unseren verstopften Straßen aber häufig nicht kann, oder die Geschwindigkeitsbegrenzung fehlt, gibt er umso häufiger Gas, um auf maximale Geschwindigkeiten zu kommen. Das ist ja irgendwie auch naheliegend, weil die meisten sich beim Autofahren darauf konzentrieren, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Diese Logik ist sehr mächtig und nimmt das Unterbewußtsein beim Fahren ein. Was alle Menschen lernen sollten ist, sich von dieser Logik zu befreien oder wenigstens zu differenzieren.
Statt dessen sollte eine Logik des Verbrauchs entwickelt werden. Das Ziel ist nicht, Spitzengeschwindigkeit zu erreichen, sondern eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit bei minimalem Energieverbrauch. Dazu muß man sehr gefühlvoll fahren und immer perfekt kuppeln und schalten. Bergauf läßt sich ein hoher momentaner Verbrauch nicht vermeiden, 2500 /min maximal reichen aber aus. Dafür kann man bei Gefälle den Motor abschalten (leider verboten und nicht ungefährlich) oder man läßt ihn bei 1000/min mitdrehen. Dann verbraucht er auch nichts, nur leider wird er dabei kalt und mit ihm der Katalysator oder Filter.
Alle diese Probleme lassen sich irgendwie technisch lösen. Nur leider werden die Motoren und Fahrzeuge dadurch immer komplexer und manchmal auch schwerer und ineffizienter, siehe Abgasnachbehandlung, Harnstoff, Kat. Weil man hohe Geschwindigkeiten bei hohem Komfort und Sicherheit anstrebt und verspricht, werden die Autos immer schwerer. Und so stagniert der Verbrauch und alle klopfen sich auf die Schulter, was für ein tolles Wunderwerk der Technik sie da wieder gebaut oder gekauft haben. Jedenfalls ist der hohe technische Aufwand, ein eigenes Kraftwerk in Form eines Verbrenners/Brennstoffzelle mit allen Zusatzaggregaten zur Abgasbehandlung zu betreiben, bei einem Kleinwagen wirtschaftlich nicht mehr zu vermitteln. Auch Hybridtechnik kostet erst mal Geld. Hier müßte das E-Auto eine neue Klasse von unten eröffnen. Einfach, sicher und effektiv, reduziert auf das Notwendige. Die Gesetze, die auf den Erfahrungen mit Verbrennern fußen, müßten angepasst werden, es müßte steuerliche Vorteile auch für etwas größere EAutos geben, die einen ordentlichen Markt hergeben. Groß muß dabei nicht schwer und teuer heißen, deshalb sollte sich die Steuerlast am CO2-Ausstoß orientieren.
Gruß
andreas