genau das habe ich auch erlebt, als ich jetzt ein Pedelec selbst baute, daß mal etwas schneller als 25km/h fuhr.
Es ist zwar iregndwie diffus erwünscht, daß sich junge Leute mit Technik beschäftigen und möglichst auch startups gründen und bald viel Steuern in D bezahlen, aber wenn es dann zum Punkt der Produktentwicklung kommt, kann man oft nicht einmal einen Prototypen legal und mit vertretbarem Geld- und Zeitaufwand herstellen und betreiben. Es gibt derartig viele unabdingbare Vorschriften, daß (wie es in meinem Fall tatsächlich war) sogar der TÜV selbst davon abrät, die Prozedur für einen Prototypen zu durchlaufen. Und hey: es war letztlich nur ein FAHRRAD!
Risiko ist Schadenausmaß mal Eintrittwahrscheinlichkeit. Da ich mit einem 40km/h schnell fahrenden Fahrrad viel weniger Schaden anrichten kann, als mit einem getunten SUV oder einem 200PS Motorrad, würde ich erwarten, daß es hier im Sinne der Entwicklung umwelt- und gesellschaftspolitisch extrem sinnvoller Fahrzeuge mal entsprechende Ausnahmeregelungen (zB von EMV-Bestimmungen) gibt. Aber nein, es ist gerade genau anders herum: an einer Honda Bj 2001 kann man noch weitgehend selbst schrauben, an einem S-Pedelec von 2019 hingegen gar nicht mehr. Es muß sofort wieder das ganze Genehmigungsverfahren von vorn durchlaufen werden, wenn auch nur ein Mosfet in der Motorsteuerung gegen einen neuen, besseren getauscht wurde.
Ich bekomme ja nicht einmal mehr ein Kurzzeitkennzeichen, wenn ich mit einem sorgfältig neu konstruierten, aufgebauten und auf der Rolle getesteten Fahrzeug zum Prüfen und Verbessern auf die Straße möchte. Dazu braucht man ein eigenes Testgelände und das haben natürgemäß nur die etablierten Hersteller. Ich denke, es geht nämlcih genau darum: die Großen möchten nicht, daß jemand von unten nachkommt und sichern sich mit Hilfe ihrer Verbände gesetzlich so gut wie möglich dagegen ab. So wie ich das übersehe, hat es in der letzten Zeit bis auf Tesla (mit den Millionen durch PayPal) niemand geschafft, in diesen Markt einzudringen. Stattdessen sind unzählige kleine Firmen pleite gegangen. Ich bin in den 90ern und frühen 2000ern schon mit so vielen clever gebauten und total sinnvollen Fahrzeugen Probe gefahren, die heute allesamt Geschichte sind.
Ich kenne noch Zeiten, wo man einen Preis bei der "Messe der Meister von Morgen" (MMM) dafür bekam, wenn man sich ein E-Fahrrad baute. Und später freuten sich viele Menschen (inkl. TÜV und Zulassungsstelle) drüber, wenn man mal auf die Idee kam, einen sparsamen Dieselmotor in ein altes Motorrad einzubauen und das Fahrzeug zum Verkehr zuzulassen.
Ich warte eigentlich nur noch auf den Moment, wo auch Künstler und Schriftsteller vor Veröffentlichung generell durch einen TÜV mit ihren Werken müssen, weil sie ja die Gefühle anderer Menschen verletzen könnten, scharfe Kanten haben oder sich vielleicht gar jemand nach "Genuß" des Werks umbringt. Und dann alle Nicht-Schriftsteller und Nicht-Künstler abgestumpft mit den Schultern zucken und sagen: "Ja das ist eben so. Müssen halt durch den TÜV. Denn sicher und unverletzend müssen die Produkte ja schon sein."