Es muss doch jeder erkennen dass hauptsächlich beim aktuellen Ausbau der Windenergie in den windreichen Gebieten Deutschlands etwas schief läuft. Durch das EEG wurde der Markt außer Kraft gesetzt. Es können praktisch beliebig viele WKA gebaut werden. Die Anlagenbetreiber werden zu festen Preisen bezahlt, ob jetzt der Strom momentan lokal gebraucht oder transportiert werden kann oder nicht.
Da werden regional Peakpowerleistungen von 100+ GW gebaut, obwohl die Regionen davon nur einen Bruchteil gleichzeitig direkt nutzen kann. Die bereits vorhandene Leitungskapazität und die Geplante reicht bei weitem nicht für den Transport des Stroms in andere weit entfernete Regionen aus.
Wobei es sowieso ein Mär ist, dass wenn der Wind im Norden Deutschlands an der Küste weht, es genau dann gleichzeitig im Süden einen Bedarf für den Strom gibt, und das ist auch überregional für ganz Europa falsch. Sehr geringe Glättung der Leistungseinspeisungen aus Windenergie
in 18 Ländern (Annahme: Kupferplatte über Europa, keine Verluste)
Ausgeprägte Raumzeitkorrelation der Windstromproduktion:
Kaum Glättungseffekte, selbst bei unkorrelierten Zeitreihen
Geringfügiger Ausgleich der Summenleistung allenfalls bei sehr weit
entfernten (mehr als 3.000 km) Ländern in den Peripherien Europas
Status quo: Jährliche Netzverluste von 200 TWh für Transport und
Verteilung von 3.300 TWh Strom bis zum Endkunden in 18 Ländern
Erwartung: Zunehmende Netzverluste beim weiteren Ausbau der
Windenergienutzung mit verstärktem überregionalen Stromtransport
Rechnerische gesicherte Leistung von 4 bis 5 % der Nennleistung:
Auch in Europa quasi 100 % planbare Backup-Leistung notwendig
Und das gilt bei der Annahme einer Kupferplatte. Mit dem aktuellen Netz und für die nächsten Jahrzehnten geplanten Netz ist die Situation noch weit schlimmer. Die Folgen sehen wir heute mit extrem hohen Redispatch Kosten und Vergütungen für WKA die abgeregelt werden müssen und gar keinen Strom produziert haben.
So werden viele Mrd in Leitungen investiert die nur einen Bruchteil des zu erwartenden Nutzen bringen. Dies auch vor allem dann wenn die windschwächeren Regionen in die der überschüssige Strom transportiert werden soll, den immer wieder geforderten lokalen Ausbau der Windenergie weiter voran treiben. Dann haben sie in Zukunft selbst zur gleichen Zeit eigene lokale Produktion und können gar nicht die im Norden produzierten Überschüsse brauchen.
Entweder Ausbau des Netzes vom Norden in den Süden, oder Ausbau der Windenergie im Süden. Beides gleichzeitig ist gar nicht sinnvoll und eine reine Verschwendung an Resourcen und Geld! Deshalb sollte man sich meiner Meinung nach für die reguläre Stromversorgung auf den regionalen Ausbau der EE zur überwiegend regionalen Versorgung konzentrieren, und erst Mal die jeweiligen in der Region vorhandenen EE optimal nutzen, und den Ausbau auf regionalen Energiebedarf und ein bisschen mehr beschränken. Über das bisschen mehr kann man diskutieren. Jedensfalls sollte es nicht das Vielfache des eigenen regionalen Bedarfs sein, denn dann verursacht das zusätzliche Kosten, die irgendwie wieder erwirtschaftet werden müssen.
Erzeugungsleistung darüber hinaus nur aufbauen wenn überregionale Stromleitungen und/oder Umwandlungsanlagen in andere Energieträger vorhanden sind, die die Leistungen über den regionalen Bedarf hinaus aufnehmen können. Die Kosten dafür sind dann den überschussproduzierenden Anlagen zuzuordnen.
Hier muss einfach endlich auch der Markt wirken und das EEG hinsichtlich der festen Vergütung schrittweis zurückgedrängt werden. Die EEG Vergütung ist immer noch darauf ausgelegt diejenigen zu fördern die möglichst viel Energie aus ihren Anlageninvestionen herausholen. Das war für den schnellen Ausbau wichtig und auch kosteneffizient. Aber in Zeiten zunehmender zeitweiser Stromüberschüsse, muss das EEG weiter entwickelt werden, vor allem auch weil das EEG trotz immer mehr Stromproduktion immer stärker aus dem Bundeshaushalt bezuschusst werden mus, weil die EEG Erlöse am Strommarkt sinken statt zu steigen.
Viele vergessen bei der Betrachtung der Stromgestehungskosten der EE im Vergleich zu anderen Stromerzeugungsanlagen immer gerne die "Nebenkosten" des EE Ausbaus, und rechnen damit das Thema gegenüber der Bevölkerung schön. Kein Zweifel, die Transformation ist nötig, aber doch dann in einer geordneten und kostenoptimierten Form und nicht so chaotisch und völlständig am Markt vorbei wie jetzt.
Hier ist ein rigeroses Kontrolling gefragt das die Schwachpunkte identifiziert und durch wirkungsvolle Maßnahmen konsequent ausmerzt. Dieses haben die vorherigen Regierungen, aber auch die aktuelle Regierung sträflich vermissen. Gerade die aktuelle Regierung will die neuralgischen Punkte lieber durch Geld aus mehr Schulden zuschütten, anstatt diese direkt und konsequent anzupacken. Da aber das Geld nicht mehr auf den Bäumen wächst und gottseidank die Schuldenbremse wirkt, kommt diese maßlose und unkontrollierte Geldverschwendung an seine Grenzen.
Leider trifft das aber jetzt die Falschen, die einfachen Bürger über die Stromrechnung, während die Klientel der bessergestellten Häusle Besitzer mit eigener Stromerzeugung dadurch profitieren, indem sie sich nach und nach aus der Finanzierung der Stromnetzinfrastruktur verabschieden. Die Regierung hat das ja auch gerade mit den zusätzlichen Aufschlägen auf die verbrauchsabhängigen Netzkosten weiter verstärkt. Damit profitieren alle die ihre Stromrechnung über eigene PV Anlagen und Speicher reduzieren können. Sie geniesen die Sicherheit des Netzes ohne sich im angemessenem Maße an der Finanzierung der Netzinfrastruktur zu beteiligen. Im Gegensatz dazu werden alle, die nicht so priviligiert sind, immer mehr belastet, weil sich die Infrastrukturkosten auf immer weniger Schuldern verteilen.
Die Stromnetzinfrastruktur überwiegend über einen Anteil am Stromverbrauchspreis zu finanzieren ist falsch, denn die Bereitstellung alleine kostet schon sehr viel Geld. Und jeder der einen Stromanschluss besitzt sollte unabhängig davon wieviel er tatsächlich an Strom aus dem Netz verbraucht, seinen fairen Anteil zahlen. Dies machen diejenigen mit eigener Erzeugung nicht mehr im ausreichendem Maße.
Sorry, ich bin jetzt etwas abgeschweift, aber irgendwie hängt alles irgendwie miteinander zusammen.
Wie schon geschrieben darf man die Problemstellen nicht einfach mit Geld zuschütten, sondern muss konsequent handeln. Ein Problem sind ja mittlerweile die hohen EE Überschüsse zu bestimmten Zeiten, sowohl bei Wind als auch PV. Hier gibt es nicht die eine Lösung sondern könnte ein Bündel an Maßnahmen helfen. Hier einige wenige ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ungeordneter Reihenfolge:
- Den Strom von EE Neuanlagen nach aktuellem Strombedarf vergüten.
Das kann mit einfachen Anpassungen dess EEG wie z.B. eine Vergütung bei PV Anlagen nach Ausrichtung der Fläche, bis hin zu Vergütung nach aktuellem Strompreis gehen.
Dies fördert dann bei PV Anlagen den Bau von Ost-West Anlagen, bei WKA den Bau von Anlagen mit hoher Volllaststundenzahl, und generell den Ausbau von Energiespeichern oder Wandlern in andere Energieträger zusammen mit den Anlagen. - Mehrere Strompreiszonen mit Berücksichtigung der Übertragungskapazität der Koppelstellen für den Stromtransport.
Dies führt dazu dass nicht nur die Redispatchkosten deutlich reduziert werden können, sondern erlaubt es auch den Ausbau des Netzes direkt dem "Export-Strom" zuzuordnen. Dadurch wird es auch für die Erzeuger noch attraktiver Maßnahmen zu ergreifen um den Strom bedarfsgerecht abzugeben. - Netzkosten überwiegend in die Grundkosten eines Stromanschlusses einbeziehen.
Dies ergibt eine fairere Verteilung auf die Netznutzer. Hier ist auch eine Staffelung nach Anschlussleistung oder über eine Messung der maximalen Leistung denkbar.
Dies befördert auch den Ausbau von Speichern. - Generell die Differenz zwischen Strompreis des Verbrauchers und dem Börsenpreis verringern.
Je geringer die Differenz umso effiktiver kann der Strommarkt wirken um Erzeugung und Verbrauch anzugleichen. - Auf europäische Ebene das Netz so ausbauen so dass natürliche Gegebenheiten wie der Durchzug von Wettergebieten und auch der Sonnendurchlauf von Ost nach West effektiver genutzt werden können.
- Bei Stromexporten auch einen Anteil der Netzkosten des Ursprungslandes abrechnen.
Damit werden alle Nutzer des Stroms angemessen an den Netzkosten beteiligt. - Stromerzeugungsanlagen wie Biogasstromerzeuger die heute als Grundlasterzeuger laufen, so flexibilisieren dass sie als Spitzenlastkraftwerke laufen können, oder aber das Biogas in das bestehende Gasnetz eingespeist wird.
- uvm.
Die Liste kann gerne diskutiert und weiter ergänzt werden. Innovative Ideen sind hier gefragt. Es muss dann nur noch der Wille aufgebracht werden diese umzusetzen.