Bremse ohne Funktion (Bremspedal geht weich auf das Bodenblech) - Elektroauto Forum

Bremse ohne Funktion (Bremspedal geht weich auf das Bodenblech)

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KEJ

Mitglied
19.03.2023
52
Hallo zusammen,
ich hatte meinen El-Jet 3 vor 6 Monaten in der Werkstatt, es sollte die uralt Bremsflüssigkeit gewechselt werden. Das wurde auch gemacht. Der Bremskraftregler wurde dabei wieder gängig gemacht. Nach ca. 500km war die Bremskraft dahin (wurde immer geringer). Darauf bin ich zur Werkstatt gegangen - woraufhin erneut die Bremsflüssigkeit gewechselt wurde - mit der Anmerkung: wenn es so bleibt, muss der Hauptbremszylinder gewechselt werden. Nun stand der Kewet ca. 4 Monate (siehe kewet-3-motor-ausbauen). Gestern habe ich die Bremsen seit langer Zeit wieder getestet -> Bodenblech/keine Bremswirkung/kein Widerstand. Der Bremsflüssigkeits-Tank ist voll und blubbert nicht, wenn die Bremse betätigt/gelöst wird. Habt Ihr noch eine andere Vermutung/Lösung als den Hauptbremszylinder zu tauschen?
 

Werni

Bekanntes Mitglied
19.02.2019
2.175
Heidenrod
Es wird schon am Hauptbremszylinder liegen - bzw. an den Dichtungen der Druckstange darin.

Die kann man zwar bei vielen Modellen auch einzeln austauschen, aber so teuer sind Hauptbremszylinder auch nicht mehr. Hier im Forum steht, wie du an einen Austauschzylinder kommst:


Ich vermute, die Werkstatt kennt sich bei Kewet nicht aus, und wird dir für nen Ersatzteil die Suche mitberechnen. Das kannste dir jetzt sparen...

Wenn es der genannte ATE Zylinder ist, haste hier den Reparatursatz:


Da würde ich mich aber nur mit guter Kenntniss dranmachen, immerhin ist das ein wirklich sicherheitsrelevantes Bauteil.

Leider funktioniert www.kewet.de (bei mir?) heute nicht, hier die relevante Seite aus dem Internetarchiv:


Da sind mehrere passende Hauptbremszylinder aufgeführt. Von ATE z.B. bei ebay:


Bei dem Preis macht die Arbeit mit dem Reparatursatz in meinen Augen keinen Sinn.


Viel Erfolg,

Werner
 

matzetronics

Aktives Mitglied
08.07.2020
1.171
Berlin, DE
Eigentlich solltest du schon Tropfen irgendwo am Bremssystem finden, die Flüssigkeit verschwindet ja nicht einfach. Kandidat Nummer 1 ist der Regler an der Hinterachse, aber der ist ja wohl schon neu?
Am Hauptbremszylinder müssten dann Rückstände zu finden sein. Ansonsten nochmal die Radbremszylinder untersuchen.

Wenn du die Frontklappe entfernt hast, ist der Austausch des HBZ einfach, weil ja kein Bremskraftverstärker da ist. Erst die Restflüssigkeit absaugen und den Behälter rausziehen. Der sitzt recht fest, ist aber nur gesteckt.
Dann alle 4 Bremsleitungen lösen, dabei unbedingt richtige Bremsleitungsschlüssel benutzen und mit Gefüüüühl lösen. Abgerissene Leitungen sind nicht tragisch, weil es genug Reserve gibt, aber Bremsleitungen bördeln macht nur bedingt Spaß.
Der HBZ ist mit 2 SW13 Bolzen an der Spritzwand verschraubt. Lösen und den HBZ rausnehmen, Stössel behalten, weil der beim Ersatzzylinder nicht bei ist.
Ersatzteilnummern gibt bei kewet.de. Das originale Teil kommt aus dem Renault Rapid und ist leicht zu beschaffen. Bei mir werkelt jetzt ein Bendix, den ich über Kleinanzeigen geschossen habe.
 

Werni

Bekanntes Mitglied
19.02.2019
2.175
Heidenrod
Er schrieb: "Der Bremsflüssigkeits-Tank ist voll..."

Wo soll er also Bremsflüssigkeit finden? Ist ja nix weg.

Die Kolbendichtungen im Hauptbremszylinder haben es einfach hinter sich. Da strömt es einfach vorbei. Erstes Anzeichen ist normalerweise, dass man an der Ampel steht, das Auto mit der Bremse hält und nach so 30-60 Sek am Bodenblech ankommt und nachtreten muss, weil geringe Mengen an der Dichtung vorbeikommen. Das wird dann immer schneller, bis gar nichts mehr geht... Die ersteren Anzeichen hatte ich bei meinem 95er Vectra letztes Jahr auch.

Gruß,

Werner
 

GDE

Aktives Mitglied
03.04.2006
534
schau mal im Fahrgastraum unten bei den Pedalen. Als mein Bremszylinder kaputt war, stand dort die Suppe
 

matzetronics

Aktives Mitglied
08.07.2020
1.171
Berlin, DE
Als mein Bremszylinder kaputt war, stand dort die Suppe
Ist wohl nach vorne am Stössel vorbei ausgetreten. Aber anscheinend gibt es hier ja keinen Verlust an Bremsflüssigkeit. Wenn man den HBZ erstmal freigelegt hat, ist der Austausch wirklich nicht schwierig.
Wenn man vorne Batterien drin hat wie in der Originalbestückung, bitte den Stromkreis öffnen, damit man keinen Kurzschluss mit den Bremsleitungsschlüsseln und den Batterien produziert.

Der grösste Aufwand ist dann, das ganze System wieder zu entlüften.
 

KEJ

Mitglied
19.03.2023
52
Besten Dank für die Antworten. Ich hab die Schrauben schon mal mit Rostlöser vorbehandelt. Der HBZ ist bestellt. Auf den Bildern sieht er aus, als wäre es nur das Gehäuse ohne "Kolben" - ich lass mich mal überraschen. Den Bremsleitungsschlüssel besorg ich mir noch.
Der Regler an der Hinterachse wurde laut Werkstatt "gangbar" gemacht, es ist noch der Alte.
Ich habe keine Stellen gefunden, was nach Leck aussieht - es geht ja aber auch um geringe Mengen Flüssigkeit.
 

KEJ

Mitglied
19.03.2023
52
Hier der Link zum HBZ/Bild:
Ich habe mich auch mal nach dem Bremsflüssigkeitsbehälter umgeschaut (lt. kewet.de): Ford 81AB2K478AA bzw. 81AB2K478. Die sind sehr rar. Kennt jemand noch andere geeignete?
 

KEJ

Mitglied
19.03.2023
52
... der bestellte HBZ macht einen guten Eindruck:


Als Verstärkung für den Wechsel hatte sich mein Kollege (der sich gut mit Fahrzeugen auskennt) bereit erklärt, das war auch ganz gut so.
Mit den Bremsleitungsschlüsseln ließen sich die Überwürfe am HBZ nach der Rostlöserkur schon mal drehen. Da sich jedoch schnell - nach mehreren Versuchen - auch die Bremsleitungen mitdrehten empfahl mein Kollege die Aktion abzubrechen, um einen Bruch der Leitungen zu Vermeiden. Wir haben daraufhin nur das Bremssystem entlüftet+aufgefüllt. Ich hatte den Kewet im letzen halben Jahr bereits 2x in der Werkstatt zum Bremsflüssigkeitswechsel, dafür kam beim entlüften erstaunlich viel dunkle/braune Bremsflüssigkeit (ca. 200ml). Jetzt bin ich gespannt, ob der Bremsdruck wieder nachlässt - das braucht aber noch etwas Zeit, jetzt bremst er erstmal wieder gut.
Bei der Aktion haben wir auch festgestellt, dass der Bremskraftregler scheinbar außer Funktion ist:

Im Ersatzteilspender sieht das so aus:


Falls Ihr Tipps zum schonenden entfernen der Bremsleitungen vom HBZ habt, schreibt sie gern.

... Flüssigkeits-Rückstände oder feuchte Stellen am Bremskreislauf/Pedalbereich hatte und habe ich noch nicht festgestellt.
 
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Werni

Bekanntes Mitglied
19.02.2019
2.175
Heidenrod
Hi,

wie du auf diesen Bildern


sehen kannst, geht die Bremsleitung durch den zu drehenden Nippel und ist dahinter aufgebördelt. Die Bördelstelle wird dann vom Nippel im Befestigungsloch festgequetscht.

Sobald der Nippel so ne viertel Umdrehung gelöst ist, ist die Quetschung gelöst. Dann versuchen die Bremsleitung in den Nippel hineinzuschieben. Dadurch löst sich sowohl eine Verhakung bei der Quetschung als auch der Nippel wird auf der Bremsleitung beweglicher und lässt sich dann wahrscheinlich besser drehen. Nach einer weiteren Umdrehung des Nippels kann man die Leitung dann im Nippel hin- und herschieben, das macht das drehen dann noch einfacher. Natürlich ist auch Rostlöser zwischen Leitung und Nippel hilreich.

Viel Erfolg!

Werner
 

matzetronics

Aktives Mitglied
08.07.2020
1.171
Berlin, DE
der Bremskraftregler scheinbar außer Funktion ist
Seine eigentliche Funktion ist bei starkem Hochgehen des Autos hinten die hinteren Bremsen etwas zu lösen, um hinten wieder runterzukommen.
Das stellt man über die Lüsterklemme auf der Stange ein. Aber wichtig ist das Dings eigentlich nicht. Es hat meinem Kewet nie was ausgemacht, wenn die hinteren Bremsen voll angezogen haben.

schonenden entfernen der Bremsleitungen
Na, so richtig schonend ist es nicht, aber ich habe mit der Gripzange die Leitung festgehalten, um die erste halbe Umdrehung aus dem HBZ hinzukriegen, ohne das sich die Leitung mitdreht. Da war halt seit 30 Jahren niemand dran und entsprechend innig sind Leitung und Muttern vergriesnaddelt.
Abgedreht habe ich trotzdem eine. Tröstlich ist, das sowohl am HBZ als auch hinten am Regler so viel Reserve an Leitungslänge da ist, das man bequem neu bördeln kann. Bördelwerkzeug ist nicht teuer, es muss aber für die doppelte Bördelung (F-Bördelung ?) geeignet sein, die man auch auf dem o.a. Bild bei Amazon sehen kann.

Weil beim Austausch des hinteren Reglers auch 2 Leitungen abgerissen waren, musste ich also ingesamt 3 Leitungen neu bördeln. Nicht sehr spassig, aber immer noch besser als neue Bremsleitungen. Die sind übrigens von guter Qualität beim Kewet. 4,75mm Kupfer.
 

Werni

Bekanntes Mitglied
19.02.2019
2.175
Heidenrod
Um das 'hochgehen' zu beschränken, müsste man die VORDEREN Bremsen etwas lösen - durch die Verlagerung des Schwerpunkts beim Bremsen ist vorne mehr Last als hinten, daher können die Bremsen vorne auch deutlich mehr zum Gesamtergebnis beitragen, außer das Fahrzeug ist per se sehr 'hecklastig'.

Die wichtigste Funktion des Bremskraftreglers ist, bei schlagartigem Bremsen bei Entlastung (ausfedern) der Hinterachse die Bremskraft so zu begrenzen, dass es nicht zum blockieren der Hinterachse kommt! Bei einer schlagartigen Bremsung in einer Kurve wirst du sonst zum Brummkreisel...

Ich hatte dieses Verhalten mal bei einem E-Kadett Kombi mit festsitzendem Regler: Bei Wasserglätte flog mir der Hintern in einer Rechtskurve beim anbremsen weg - den Rest der Kurve hatte ich Lenkung Linksanschlag und musste mit dem Gaspedal (Vorderradantrieb) lenken... Nicht witzig!!!

Gruß,

Werner
 
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Lomax223

Aktives Mitglied
16.09.2018
795
@KEJ

Hallo !

Leider sind Deine Bremsleitungen über der Überwurfmutter so verschmutzt daß es mich nicht verwundert daß sich die Bremsleitung mitdrehen will .

Also zuerst einmal mit einem steifen Pinsel und etwas Heizöl/Diesel ca. 4-5 cm über der Mutter reinigen.Danach kannst du mit einer weichen Messingbürste weitersäubern.

Die Mutter soll sich ja beim lösen um die Bremsleitung drehen und danach sogar etwas Hochschieben lassen.

Gruß
 
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KEJ

Mitglied
19.03.2023
52
Besten Dank für die Tipps. Ich bin jetzt erstmal gespannt, ob die Bremsen wieder nachlassen. Wenn dem der Fall ist, werde ich die Bremsleitungen reinigen und beim Ausbau mit einer Gripzange fixieren.
@matzetronics: Als Gripzange würde ich es mit dieser probieren:

Wie stellst du sie ein, damit sie das Kupfer Rohr fest hält aber nicht zerdrückt?
 

Lomax223

Aktives Mitglied
16.09.2018
795
Hallo !

Mit der Gripzange (Feststellzange ) wirst du nicht zum Ziel kommen ,
beim Festhalten werden unvermeidbar zumindest Riefen in die Bremsleitung kommen oder die Leitung
zerdrückt werden da Kupfer oder Alu sehr sehr weich ist , andernfalls ließen sie sich ja nicht Bördeln.

Wenn du die Zange zu weit oben über der Mutter ansetzt wird sich aufgrund des Drehmoments dort
die Leitung trotzdem abdrehen und brechen.

Wenn du die Zange zu nahe über der Überwurmutter ansetzt wird durch die Riefenbildung die entstehen kann
das Hochdrehen der Mutter erschwert und die Leitung wird sich ebenfalls mitdrehen und zum Abriß führen.

Ergo : alles peinlich sauber machen , evtl. mit feinen Schmirgelleinen die Leitung blank machen.

Wenn überhaupt würde ich eine Kombizange (die zum Griff hin ja verschiedene Durchmesser Optionen bietet )
gefühlvoll einsetzen , und die Leitung vorher an der Ansetzstelle der Zange zur Schonung mit etwas
Tape / Isolierband umwickeln .
Wie weiter oben beschrieben vorher alles gründlich reinigen !!

Gutes gelingen !
 
Zuletzt bearbeitet:

Kamikaze

Bekanntes Mitglied
mit feinen Schmirgelleinen die Leitung blank machen.

Kombizange
Diese beiden Objekte lassen sich auch gut kombinieren, um labile Objekte (wie z.B. Bremsleitungen) zu greifen und sicher halten zu können.
Einfach das Schleifleinen um die Leitung und das Ganze mit der Zange greifen.
Dann hast du quasi optimalen Grip bei bestmöglichem Schutz der Oberfläche.
Damit die Leitung nicht zerdrückt wird braucht man dennoch Fingerspitzengefühl. Erfahrungsgemäß können (zumindest relativ neue) Bremsleitungen schon einiges einstecken ohne dass die Funktion darunter leidet.
 

matzetronics

Aktives Mitglied
08.07.2020
1.171
Berlin, DE

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