Emil, Du mußt die Luft möglichst kontinuierlich von Umgebungstemperatur auf -200 ° abkühlen. Mir ist kein Prozess bekannt, der das in einem Stück kann. Im Gegenteil, bisher muß man das in vielen Stufen bewerkstelligen, wobei die Temperaturdifferenzen so groß werden, dass das ganze Verfahren unwirtschaftlich wird. Bei Linde arbeitet man mit Vorkühlung und hohem Entspannungsdruck, bei Claude mit mehr als zweifacher Vorkühlung und Turbinenentspannung bei niedrigerem Druck. In jedem Fall ist der Wirkungsgrad miserabel. 0,2 Megajoule beträgt die Verdampfungswärme mit dem mechanischen Energiegehalt von ca. 0,7 Megajoule, die man gut in 55 Wattstunden zurückverwandeln kann. Ebensogroß ist aber auch die Wärmemenge von 0,2 Megajoule sensible Wärme, die nur stufenweise, mit großen Verlusten, sowohl abgeführt, als auch im Motor nutzbringend zugeführt werden kann. Es sind alleine dafür mehrere getrennte Motoren erforderlich. Die Verflüssigung aber ist ebenso problematisch, da auch hier das Gas im Gegenstrom fehlt.
Wären Verflüssigung und Verdampfung in einer einzigen Anlage, hätten wir diese Probleme nicht und wir könnten eine völlig reversible Maschine wenigstens annähern.
Das Problem ist "nur" der apparative Aufwand. Keine Frage, theoretisch könnte man so etwas mit 100% Wirkungsgrad bauen. Ich sehe mich jedenfalls nicht dazu in der Lage. Ich war auch einmal so optimistisch bei dieser Annahme, bis ich die Berichte aus Peenemünde las...Die Experten hatten damals sehr gründlich recherchiert.
Natürlich wird Air-Liquide nicht alle Geheimnisse verraten, trotzdem kochen die auch nur mit Luft...