Hallo zusammen!
Ich möchte in diesem Thread ermitteln, welchen "ökologischen Fußabdruck" ein EL üblicherweise hat.
Zunächst einmal erscheint mir logisch, dass angesichts der kleinen und leichten Bauform sowie des dadurch geringen Energiebedarfs für die Fortbewegung das EL in Sachen Umweltverträglichkeit allen Verbrennern und generell großen Straßenpanzern voraus sein dürfte.
Was mir jedoch nicht klar ist, ist welchen Fußabdruck man damit trotzdem erzeugt, und daraus resultierend, ob sich das EL evtl auch mit anderen "ökologischen" Mobilitätskonzepten wie z.B. Bus oder Bahn messen kann.
Warum diese Frage?
Ich bin der Meinung, dass der BEWUSSTE Umgang mit Energie viel zur Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs beitragen kann.
Leider hat jede Handlung und jedes Produkt - ja sogar der Mensch selbst einen gewissen "Impact" auf die Umwelt bzw. einen "ökologischen Fußabdruck".
Hier möchte ich einen Teil dieses "Fußabdrucks" genauer unter die Lupe nehmen.
Wer andere Werte hat ist herzlich willkommen seine Rechnung entsprechend auf zu machen.
Als erstes das "offensichtliche" - der Energieverbrauch beim Fahren:
Meine Messwerte stammen von meiner Arbeits-Pendelstrecke (einfach 22km) vom nördlichen Landkreis Münchens in die Innenstadt.
Netz -> Straße (gemessen mit einem generischen Steckdosen-Energiemonitor):
Minimalwert: 0,979kWh (am 28.08.20)
Maximalwert (bisher): 1,540kWh (am 01.12.20 incl. Innenraumheizung und Akkuheizung)
Durchschnitt (bisher): 1,204kWh (Messwerte zwischen 24.08.2020 und 02.12.2020)
Konkret bedeutet das:
Minimalwert: 0,979kWh/22km = 0,0445kWh/km = 4,45kWh/100km
Maximalwert: 1,540kWh/22km = 0,070kWh/km = 7,00kWh/100km
Durchschnitt: 1,204kWh/22km = 0,055kWh/km = 5,47kWh/100km
Was nicht so offensichtlich ist, sind die Bauteile:
Ich konnte leider keine genauen Gewichtsangaben zu den verbauten Komponenten im EL finden - daher sind alle Werte ab hier Schätzungen bzw. Näherungswerte. Wer genauere Werte hat möge mit diese Ungenauigkeiten verzeihen und die korrekten Werte hier posten, damit wir ein genaueres Bild der Sachlage erhalten können.
Leergewicht des EL ist laut Herstellerangabe 160kg (ohne Akkus).
Ich postuliere für die folgende Rechnung folgende Gewichtsverteilung:
Stahl (Überrollbügel, Akkukorb, etc.): 30% -> 48kg
Kupfer (Leitungen): 25% -> 40kg
PMMA-Kunststoff (Wanne und Haube): 15% -> 24kg
Aluminium (Rahmenteile, Felgen): 10% -> 16kg
Gummi (Reifen, Dichtungen): 10% -> 16kg
PU-Schaum (Wannenfüllung): 9% -> 14,4kg
Anderes (Glas, Lampen, etc.): 1% -> 1,6kg
Für den Stahl im EL verwende ich die im Netz verfügbaren Werte für Baustahl ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/Stahl ). Da diese Stahlsorten den Großteil des Stahlbedarfs im Fahrzeugbau ausmachen ignoriere ich für diese Betrachtung Speziallegierungen etc.
Für die oben postulierten 48kg Stahl im EL bedeutet das einen Energieverbrauch von 2580,48MJ = 716,8kWh
Da das Kupfer im EL fast ausschließlich in Kabeln zu finden sein dürfte verwende ich diese Werte ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/PVC+-+Kabel )
Für die geschätzten 40kg Kupfer im EL bedeutet das einen Energieverbrauch von 2600mJ = 722,2kWh
Der Kunststoff der Außenhaut ist als "PMMA" (also Acrylglas) angegeben.
Leider konnte ich keine Werte zum Energiebedarf in der Herstellung von Plexiglas finden.
Da es sich hierbei um ein Erdölerzeugnis handelt ist davon aus zu gehen, dass dieser Werkstoff drastische Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck des EL haben dürfte.
Beim Aluminium lege ich diese Werte zugrunde ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/Aluminium )
Für Gummi verwende ich diesen Wert: ( https://www.ig-kuris.de/daten/kunststoffrecycling_2018/11_Vortrag_Hoyer.pdf )
Leider kann ich keine Infos zum genauen verwendeten Schaum in den EL-Schalen finden - deshalb werde ich hier Näherungswerte aus dem Bau-Bereich ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/PUR+Hartschaum ) verwenden.
Nimmt man nun zudem den gegebenen Energieverbrauch von 102 MJ/kg für PU hinzu kommt man auf 1468,8mJ = 408kWh
Da sich der geschätzte Rest lediglich auf rund 1% des EL-Gewichts beschränkt und sich aus unterschiedlichsten Stoffen zusammen setzt, was eine Aufrechnung sehr kompliziert machen würde, ignoriere ich diesen Anteil.
Das Baumaterial eines EL benötigt zur Herstellung benötigt rund 3.007kWh Energie (zzgl. der Herstellung der Acrylglas-Wanne und -Haube, welche ich leider nicht beziffern konnte).
Fazit bisher:
Auch das EL ist - trotz allen Vorsprungs vor den "klassischen" Straßenpanzern - durchaus kein Engel, was den ökologischen Fußabdruck angeht.
Immerhin müsste ein EL mit meinem oben ermittelten Durchschnittverbrauch von 5,74kWh/100km satte 549.726km fahren, um die gleiche Energie im Vortrieb verbraucht zu haben, wie die Produktion des Chassis (ohne Batterien) verschlungen hat.
Nichts desto weniger macht die Vermeidung von noch höherem Energieeinsatz durch Verwendung eines klassischen PKW dennoch Sinn.
Auch die Verwendung von nachhaltig erzeugter Energie für den Vortrieb und immer bessere Recyclingmöglichkeiten verbessern die Ökobilanz weiter im Vergleich zu herkömmlichen Verbrenner-PKW.
Ob sich die Ökobilanz des EL gegen andere, "ökologische" Fortbewegungsmittel durchsetzen kann muss sich jedoch erst noch zeigen.
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Fortsetzung 1: https://elektroauto-forum.de/beitrag/Ökobilanz-cityel.466988/post-929698
Fortsetzung 2: https://elektroauto-forum.de/beitrag/Ökobilanz-cityel.466988/post-929713
Ich möchte in diesem Thread ermitteln, welchen "ökologischen Fußabdruck" ein EL üblicherweise hat.
Zunächst einmal erscheint mir logisch, dass angesichts der kleinen und leichten Bauform sowie des dadurch geringen Energiebedarfs für die Fortbewegung das EL in Sachen Umweltverträglichkeit allen Verbrennern und generell großen Straßenpanzern voraus sein dürfte.
Was mir jedoch nicht klar ist, ist welchen Fußabdruck man damit trotzdem erzeugt, und daraus resultierend, ob sich das EL evtl auch mit anderen "ökologischen" Mobilitätskonzepten wie z.B. Bus oder Bahn messen kann.
Warum diese Frage?
Ich bin der Meinung, dass der BEWUSSTE Umgang mit Energie viel zur Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs beitragen kann.
Leider hat jede Handlung und jedes Produkt - ja sogar der Mensch selbst einen gewissen "Impact" auf die Umwelt bzw. einen "ökologischen Fußabdruck".
Hier möchte ich einen Teil dieses "Fußabdrucks" genauer unter die Lupe nehmen.
Wer andere Werte hat ist herzlich willkommen seine Rechnung entsprechend auf zu machen.
Als erstes das "offensichtliche" - der Energieverbrauch beim Fahren:
Meine Messwerte stammen von meiner Arbeits-Pendelstrecke (einfach 22km) vom nördlichen Landkreis Münchens in die Innenstadt.
Netz -> Straße (gemessen mit einem generischen Steckdosen-Energiemonitor):
Minimalwert: 0,979kWh (am 28.08.20)
Maximalwert (bisher): 1,540kWh (am 01.12.20 incl. Innenraumheizung und Akkuheizung)
Durchschnitt (bisher): 1,204kWh (Messwerte zwischen 24.08.2020 und 02.12.2020)
Konkret bedeutet das:
Minimalwert: 0,979kWh/22km = 0,0445kWh/km = 4,45kWh/100km
Maximalwert: 1,540kWh/22km = 0,070kWh/km = 7,00kWh/100km
Durchschnitt: 1,204kWh/22km = 0,055kWh/km = 5,47kWh/100km
Was nicht so offensichtlich ist, sind die Bauteile:
Ich konnte leider keine genauen Gewichtsangaben zu den verbauten Komponenten im EL finden - daher sind alle Werte ab hier Schätzungen bzw. Näherungswerte. Wer genauere Werte hat möge mit diese Ungenauigkeiten verzeihen und die korrekten Werte hier posten, damit wir ein genaueres Bild der Sachlage erhalten können.
Leergewicht des EL ist laut Herstellerangabe 160kg (ohne Akkus).
Ich postuliere für die folgende Rechnung folgende Gewichtsverteilung:
Stahl (Überrollbügel, Akkukorb, etc.): 30% -> 48kg
Kupfer (Leitungen): 25% -> 40kg
PMMA-Kunststoff (Wanne und Haube): 15% -> 24kg
Aluminium (Rahmenteile, Felgen): 10% -> 16kg
Gummi (Reifen, Dichtungen): 10% -> 16kg
PU-Schaum (Wannenfüllung): 9% -> 14,4kg
Anderes (Glas, Lampen, etc.): 1% -> 1,6kg
Für den Stahl im EL verwende ich die im Netz verfügbaren Werte für Baustahl ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/Stahl ). Da diese Stahlsorten den Großteil des Stahlbedarfs im Fahrzeugbau ausmachen ignoriere ich für diese Betrachtung Speziallegierungen etc.
Daher verwende ich hier den angegebenen Wert für Stahlblech: 53,76 MJ/kg
Für die oben postulierten 48kg Stahl im EL bedeutet das einen Energieverbrauch von 2580,48MJ = 716,8kWh
Da das Kupfer im EL fast ausschließlich in Kabeln zu finden sein dürfte verwende ich diese Werte ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/PVC+-+Kabel )
Die Herstellung des Isolationsmaterial ignoriere ich hier, da ich nicht weiß welches Isoliermaterial verwendet wurde.Das Gesamtökoprofil des Produktes Kabel wird maßgeblich durch den Werkstoff →Kupfer bestimmt.
[...]
ca. 65 MJ/kg Kupfer
Für die geschätzten 40kg Kupfer im EL bedeutet das einen Energieverbrauch von 2600mJ = 722,2kWh
Der Kunststoff der Außenhaut ist als "PMMA" (also Acrylglas) angegeben.
Leider konnte ich keine Werte zum Energiebedarf in der Herstellung von Plexiglas finden.
Da es sich hierbei um ein Erdölerzeugnis handelt ist davon aus zu gehen, dass dieser Werkstoff drastische Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck des EL haben dürfte.
Beim Aluminium lege ich diese Werte zugrunde ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/Aluminium )
Für die geschätzten 16kg im EL wären das entsprechend 3360mJ = 933,3kWhAluminium weist einen sehr hohen Primärenergieeinsatz auf. Dies ist vor allem auf den Strombedarf der Elektrolyse (70-80 % PEI) zurückzuführen.
[...]
210 MJ/kg
Für Gummi verwende ich diesen Wert: ( https://www.ig-kuris.de/daten/kunststoffrecycling_2018/11_Vortrag_Hoyer.pdf )
Für die geschätzten 16kg im EL bedeutet das: 816MJ = 226,7kWh51MJ/kg
Leider kann ich keine Infos zum genauen verwendeten Schaum in den EL-Schalen finden - deshalb werde ich hier Näherungswerte aus dem Bau-Bereich ( https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/PUR+Hartschaum ) verwenden.
Daraus ergeben sich folgende Werte: 14,4kg PU-Schaum entsprechen ca. 0,48m³ Schaum bzw. 33,6l Erdöl.Rohstoffe für PUR sind Erdöl, z.T. auch z.B. Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln (für Alkohole). Zur Fertigung eines Kubikmeters PUR-Hartschaum (Rohdichte 30 kg/m³) werden ca. 70 Liter Erdöl benötigt.
Nimmt man nun zudem den gegebenen Energieverbrauch von 102 MJ/kg für PU hinzu kommt man auf 1468,8mJ = 408kWh
Da sich der geschätzte Rest lediglich auf rund 1% des EL-Gewichts beschränkt und sich aus unterschiedlichsten Stoffen zusammen setzt, was eine Aufrechnung sehr kompliziert machen würde, ignoriere ich diesen Anteil.
Das Baumaterial eines EL benötigt zur Herstellung benötigt rund 3.007kWh Energie (zzgl. der Herstellung der Acrylglas-Wanne und -Haube, welche ich leider nicht beziffern konnte).
Fazit bisher:
Auch das EL ist - trotz allen Vorsprungs vor den "klassischen" Straßenpanzern - durchaus kein Engel, was den ökologischen Fußabdruck angeht.
Immerhin müsste ein EL mit meinem oben ermittelten Durchschnittverbrauch von 5,74kWh/100km satte 549.726km fahren, um die gleiche Energie im Vortrieb verbraucht zu haben, wie die Produktion des Chassis (ohne Batterien) verschlungen hat.
Nichts desto weniger macht die Vermeidung von noch höherem Energieeinsatz durch Verwendung eines klassischen PKW dennoch Sinn.
Auch die Verwendung von nachhaltig erzeugter Energie für den Vortrieb und immer bessere Recyclingmöglichkeiten verbessern die Ökobilanz weiter im Vergleich zu herkömmlichen Verbrenner-PKW.
Ob sich die Ökobilanz des EL gegen andere, "ökologische" Fortbewegungsmittel durchsetzen kann muss sich jedoch erst noch zeigen.
---
Fortsetzung 1: https://elektroauto-forum.de/beitrag/Ökobilanz-cityel.466988/post-929698
Fortsetzung 2: https://elektroauto-forum.de/beitrag/Ökobilanz-cityel.466988/post-929713
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